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Sampurna Chattarji zu Judith Albert, deutsche Worte von Nils Röller

Sunday, October 4th, 2020

Haut berühren

heisst

Draht 

als das zu zeigen, was er ist –

ein schmaler Anspruch

 

Fluoreszieren

  der sterblichen Spule

 

der Hand, die mutig ist,

 

den Brand in fassbare Gefahr

zu wickeln

 

Zum Post 

Judith Albert in diesem  Journal ( Saturday, October 8th, 2011)

 

Saturday, May 30th, 2020

Diese Flecken

such ich wieder,

Worte setzt ich

mehrmals mir als

Zeichen:   Marke

König von Cornwall.

 

Saturday, May 30th, 2020

Notes

chew

Words again.

Saturday, May 30th, 2020

Notate

kauen

Worte wieder

Joy Goswani: Prelude – Salute to Niels Bohr

Friday, March 27th, 2020

It is an immense poem. Its root-rhythm, tree.
Ein unermessliches Gedicht. Sein Wurzel-Rhythmus, Baum.

Sacrificial blood on its leaves, it too is leaf.
Opferblut auf seinen Blättern, selbst ist es auch Blatt.

It is a mighty dance. Its root the huge dry
Es ist ein mächtiger Tanz. Seine Wurzel, die gross-trocken
Outstretched hand of the earth underfoot.
ausgestreckte Hand der Erde unter unseren Füssen.

*Springt die Nemo-Marke-Welt an. Nemo-Niemand wegen der niederen Lebewesen, wegen der Nautilus-Formen im Boden, Marke wegen kühl-britischen Küstenluft und dem unterirdischen Teilchenbeschleuniger mit dem Namen Isolde

It is so many seas. Its primal face in the water.
Es besteht aus so vielen Meeren. Sein Urgesicht ist Wasser.
Soaking up the lower depths it raises mountains –
Aus niederen Tiefen saugend hebt es Berge –
The wilder its expanse – the more it is flight
Je wilder die Ausdehnung – desto mehr wird’s zum Flug
Of grazing flocks – the more it loses the shepherds.
Streifender Herden – desto mehr verliert es die Schafhirten.

It is an finite metre. It is root-tree, dance.
Es ist ein endliches Mass. Es ist Wurzel-Baum, Tanz.
Yet, tree, you are ash in so many forests
Gerade, Baum, bist Du Asche in so vielen Wäldern
I chase the ash – I catch it – I break that poem
Ich jage der Asche nach – ich fasse sie – ich breche dieses Gedicht.
And find the whirling atom!
Und finde das wirbelnde Atom!
Ein unermessliches Gedicht. Joy Goswami
[Salute to Niels Bohr, 1913)]

Übersetzung und * von Nils Röller

Joy Goswami, Selected Poems, translated from the Bengali by Sampurna Chattarji (Noida: Harperperennial, 2014)

 

Nils Röller zur blühenden allmaterie von Gustav Sjöberg I

Monday, March 16th, 2020

Formen

— bildeten historisch Verbindungen zum Kosmos (Sterne)

— schaffen Zugänge zu dem Bündel, Geflecht, das  Gegenwart sein kann

– bilden künftig Interfaces zu Apparaten, künstlichen Intelligenzen.

Das verknüpfe ich mit einer Diskussion:

« nicht nur, dass jedes einzelne gedicht oder jeder einzelne text sein eigenes mass hat, sondern auch, dass dieses mass seinerseits immerwährender veränderung unterworfen ist. jede form ist nicht nur anders als alle anderen formen, sondern auch anders als sie selbst». Gustav Sjöberg, «zu der blühenden allmaterie», in: Schreibheft 91, S.22.

 

Diskutieren möchte ich,

wie Masse und Formen sich zur Materie verhalten,

wenn die Materie blüht,

wenn sie konsensuell erfasst wird,

wenn mit ihr etwas geschieht,

sie eben nicht von aussen betrachtet, gemessen oder wie ein Lehmklumpen geformt wird:

zum Beispiel dieser Text

— eine Eidechse berücksichtigt, verendend zwischen den Treppenstufen

— eine Katze, die über Strasse huscht und mit einem Satz zwischen den spitzen Stangen des Zauns einen Sprungplatz in den nahegelegenen Garten findet

– eine Krankenhelferin, die auf dem Gehsteig Red bull trinkt und ihre Atemluft mit einer E-Zigarette durchmischt.

 

 

Monday, February 24th, 2020

Ein Buch ist unmöglich

Ein Bild ist unmöglich

Ein Zeichen ist unmöglich

                                               Möglichkeit; –

 

unmögliche Wege (im Plural) suchen, ein Verständnis von Möglichkeit suchen, das Kritik ist an der Realität, wie sie erscheint, Kritik: An dem Verständnis von Möglichkeit, das sich bloss an die Realisierbarkeit anschmiegt, ihr untergeordnet wird. Möglichkeit als Kritik kann nicht auf Bücher, Bilder, Zeichen (plural) verzichten. Die Unmöglichkeit des einen Buchs, Bilds, Zeichens ermuntert.

 

 

 

Zu Ahmet Altan: Ich werde die Welt nie wiedersehen – Texte aus dem Gefängnis (Frankfurt/M: Fischer, 2018))

Wednesday, December 4th, 2019

Der Fussboden in der Dusche des Gefängnisses, in dem Altan festgehalten wird, ist völlig verdreckt. Wer kann, der duscht in Socken, schwierig, mit den nassen Socken die trockenen Hosen anzuziehen. Unrat, Schleim, Bakterienherd, Brutstätte, Desinfektionsherd. Die Verwaltung lässt die Bakterien wuchern, tödlicher Wald, den die Inhaftierten passieren müssen. Säuberung wäre möglich, sie einzufordern nicht möglich. (Nils Röller, Limmatkapsel II, in: Mütze 25)

 

Prelude … [Salute to Niels Bohr, 1913]

Tuesday, December 3rd, 2019

It is an immense poem.

Ein unermessliches Gedicht. Joy Goswami

Zur erneuten Verhaftung von Ahmet Altan

Thursday, November 21st, 2019

Als ob nun                                                     beginnt

dieses Gedicht,                                             dann

das von den Händen,                                   zu Gott  [zum ?]

die Glas schreiben,                                       und in Verbannung

mich trifft                                                       gerät

wie das Licht, das sich zu

den Sternen bewegt,

sie klar erscheinen

lässt und dann erloschen

und nicht.

 

 

Nils Röller