Archive for 2010

Marcus Steinweg: Notiz zur Kraft

Wednesday, November 10th, 2010

Wie so oft, geht es Müller um die Kritik an einem Verständnis von Aufklärung, das in der Einschränkung möglicher Erfahrung resultiert. Erfahrung aber reicht über jegliches Wissen und Verstehen hinaus. Eine Erfahrung machen heißt, an die Inkonsistenz der etablierten Wissensdispositive zu rühren. Die Erfahrung kommt dem Einbruch von etwas Neuem gleich. Sie ist Ereignis in diesem Sinn. Indem sie das Ereignis (das Unerwartbare und Unmögliche) empfängt, ist sie selbst ereignishaft. Indem sie dem Neuen und Unbekannten Platz macht, nimmt sie dessen Züge an. Als blinde Kraft öffnet sie sich dem noch Begrifflosen, das man das Chaos nennen kann oder das Inkommensurable. Es handelt sich um kein Jenseits der Welt, sondern um eine Heterogenität, die dem Universum der homogenen Kommensurabilitäten als ihr implizites Außerhalb angehört. Zwei opponierende Register also: das Register des Verstehens und das Register der Erfahrung. Opposition, die zumindest strategischen Wert hat. Wie jede Abgrenzung hilft sie, einen Unterschied um den Preis einer gewissen Reduktion und Vereinfachung zu markieren. Eine Erfahrung findet statt, wenn das Subjekt nicht mehr versteht. In der Erfahrung rührt es an die Inkonsistenz seines Wissens und der Dispositive, die es organisieren. Wenn Wissen und Verstehen Logos-Operationen sind, Handlungen einer Vernunft, die Sinn herstellt, dann bedeutet eine Erfahrung zu machen, der Inkonsistenz des Logos oder des Logischen beizuwohnen. Jenes Logos, den Heidegger – der Bedeutung des griechischen Verbs legein folgend – als Versammlung interpretiert hat, die den disseminalen Exzess des Mannigfaltigen begrenzt.

Vollständiger Text erscheint unter: Notiz zur Kraft

Marcus Steinweg: A note on power

Tuesday, November 9th, 2010

Heiner Müller never stopped insisting that blindness is integral to experience. Art was a “blind practice” ,* “the blindness of experience” the “stamp of its authenticity” .** Everything that aims to bring about change is articulated as a blind power, and this refers to each and every dynamic force (dynamis is the Greek word for power) that destabilises the established dispositive – be it social, cultural or aesthetic – with the ultimate goal of redefining it. As a “tool to render reality impossible” ,*** art is this blind power/dynamic that resists existing programmes and perspectives. It is naturally characterised by a certain rawness, a lack of predictability and discipline:

“An experience that has been made cannot be given a name immediately – or else it would be no experience at all!” ****

* Heiner Müller, Schriften, Werke 8, Frankfurt a. M. 2005,  S. 244.
** Ebd., S. 218.
*** Ebd.
**** Ebd., S. 257.

Marcus Steinweg: Notiz zur Kraft

Tuesday, November 9th, 2010

Heiner Müller hat nicht aufgehört darauf zu insistieren, dass zur Erfahrung Blindheit gehört. Kunst sei „eine blinde Praxis“,*  „Blindheit der Erfahrung“ der „Ausweis ihrer Authentizität“ .** Als blinde Kraft artikuliert sich alles, was auf Veränderung zielt, jede Dynamik (dynamis ist das griechische Wort für Kraft), die die etablierten Dispositive – seien sie sozialer, kultureller, ästhetischer Natur – destabilisiert, um sie schließlich zu redefinieren. Als „Mittel, die Wirklichkeit unmöglich zu machen“, *** ist Kunst eine solche blinde Kraft/Dynamik, die sich den bestehenden Programmen und Perspektiven entzieht. Zweifellos eignet ihr eine gewisse Rohheit, ein Mangel an Berechenbarkeit und Disziplin:

„Wenn man eine Erfahrung macht, kann man die nicht sofort auf den Begriff bringen – sonst wäre es gar keine!“****

* Heiner Müller, Schriften, Werke 8, Frankfurt a. M. 2005,  S. 244.
** Ebd., S. 218.
*** Ebd.
**** Ebd., S. 257.

Marcus Steinweg: A note on power

Tuesday, November 9th, 2010

“As long as a power is blind, it is a power. As soon as it has a programme, a perspective, it can be integrated and starts to belong.”

Heiner Müller, Schriften, Werke 8, Frankfurt a. M. 2005, p. 245.

Marcus Steinweg: Notiz zur Kraft

Monday, November 8th, 2010

„Solange eine Kraft blind ist, ist sie eine Kraft. Sobald sie ein Programm, eine Perspektive hat, kann sie integriert werden und gehört dazu.“

Heiner Müller, Schriften, Werke 8, Frankfurt a. M. 2005, S. 245.

Headfarm: China Ware

Tuesday, November 2nd, 2010

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Für Loredana

Monday, November 1st, 2010

Porzellan,
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Barbara Ellmerer

Saturday, October 30th, 2010

Judith Albert

Thursday, October 28th, 2010

Headfarm

Thursday, October 28th, 2010

A Journal for Art, Sex and Mathematics is appealing because:

It trains our perception of differences and oppositions (gender, polarity, property, capacity, opportunities) and it also expresses hope. Hope, that thinking itself (mathematical construction, zero/nothing) might be able to continue to think. (Realometer)

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