Archive for the 'Mathematics' Category

Wovon wir hier reden werden: Kunst-Stücke

Friday, March 23rd, 2007

§. 67. Und der Urheber der Natur hat dieses göttliche und unendliche Wunder in sich fassende Kunst-Stücke ausüben können / weil eine jedwede Portion der Materie nicht alleine unendlicher Weise teilbar ist / wie solches die Alten erkannt haben / sondern auch ein jedweder Teil würklich ohne Ende in andere Teile / deren jeder eine eigene Bewegung hat / wieder aufs neue eingeteilet ist; denn es sonst unmöglich wäre / daß eine jede Portion von der Materie das ganze Welt-Gebäude ausdrucken könnte. Leibniz: Monadologie


Warten

Thursday, March 22nd, 2007

Nicht in der nächsten Stunde, vielleicht erst in fünf Stunden, vielleicht erst am nächsten Tag werden wir unseren Weg fortsetzen können.

Wir orientieren uns in der Zwischenzeit. Wir unterscheiden zunächst zwischen den Tätigkeiten, die wir aufgenommen hätten, wenn wir in der Zeit geblieben wären, wenn wir zum Beispiel pünktlich im Zug oder im Flugzeug reisen würden. Dann würden wir telefonieren, in Zeitschriften blättern und arbeiten. Das übertragen wir auf die Wartezeit, mit der Zeit, die wir unfreiwillig an einem Ort verbringen. Unser Freiheitsgefühl ist gestört.

Die Freiheit kommt in das Spiel, da wir zwischen zwei Formen, unsere Zeit zu verbringen unterscheiden: die Zeit, die wir jetzt gern woanders verbringen würden, zum Beispiel in einem Verkehrsmittel, das uns an einen anderen Ort bringen wird,  und die Zeit, die wir in der Wartestellung überbrücken müssen.

Das Buch der Ähnlichkeiten

Tuesday, March 20th, 2007

        „Der Mensch ist Gott, wo Gott Sich Mensch macht, in der Ähnlichkeit.“

                                                                                (Jabès)

Dass Menschen zählen können, sehen manche als göttliche Gabe an. Der Computer ist nach dieser Ansicht eine Konsequenz der göttlichen Gabe. Wem ähneln Zahlen, das Zählen und das Rechnen und Computer? Gott, dem Menschen oder der Welt? Vielleicht entsteht Göttlichkeit erst, weil es Zahlen gibt. Weil es Zeichen gibt, die unendlich oft miteinander verbunden werden können. Weil es Wiederholung gibt.

Warten

Monday, March 19th, 2007

Wir sind in der Zeit. Dann fallen wir aus der Zeit, fallen in eine Zeit der Ungewissheit und des Wartens. Ein Zug verspätet sich, ein Flugzeug kann nicht starten, unser Zeitplan gerät aus den Fugen und wir haben plötzlich eine Zeit, die wir nicht wollten.

Wir lehnen diese Zeit ab und möchten zurück in unseren Rhythmus, möchten unseren Zeitplan einhalten, unsere Ziele in gewohnter Zeit erreichen. Wir kalkulieren, telefonieren, wir informieren uns, um die Wartezeit, die uns plötzlich zugemutete Zeit zu verkürzen und in unseren Zeitplan zurückzufinden. Mehrere Formen der Zeitgestaltung sind nun im Spiel.

Vielleicht fügen wir uns, versuchen die Wartezeit zu nutzen. Wir beginnen zu lesen, schreiben, sehen anderen Wartenden zu, messen die Zeit ab. Die Wartezeit kann gewiss oder ungewiss sein. Sie wird vielleicht nicht planbar sein. Sie ist zum Beispiel nicht berechenbar, wenn etwas im Verhältnis von Natur, Technik und Mensch nicht stimmt. Dann, wenn ein Unglück eingetreten ist. Das Unglück der anderen bedeutet für uns, dass die Verbindungen, die wir vorgesehen haben, nicht funktionieren, auf absehbare Zeit nicht funktionieren und auch uns in eine unglückliche Lage versetzen

Das Buch der Ähnlichkeiten

Friday, March 16th, 2007

„Das Buch ist Ort der Macht Gottes und ist zugleich der Ort, an dem Gott Macht verliert: der Ort zugleich Seiner grössten Macht und Seiner demütigen Kapitulation“ (Jabès)

Der Computer ist Ort der Macht des Menschen und zugleich der Ort, an dem der Mensch Macht verliert: der Ort seiner grössten Macht und seiner Kapitulation. Der Computer ermöglicht die Kontrolle und Steuerung der Natur, der Technik und der Menschen. Er ist ein Instrument der Ermächtigung und ein Instrument der Unterwerfung. Schneller, sicherer, zuverlässiger operiert das Gerät mit Zahlen im Dienste der Menschen, langsamer, unsicherer, unzuverlässiger wird der Mensch gegenüber der Maschine im Dienste des Menschen. Diese Demütigung ist eine Chance zu fragen, was den Menschen ausmacht: Sicherheit, Geschwindigkeit oder Unberechenbarkeit, Stockungen? Wäre es klug, den Computer zu meiden, ihn, das mächtigste Produkt des Menschen, Ausdruck der Göttlichkeit des Menschen?

„Der Mensch ist Gott, wo Gott Sich Mensch macht, in der Ähnlichkeit.“

Siehe auch: Röller, Nils (Hrsg.): Migranten – Edmond Jabès, Luigi Nono, Massimo Cacciari. Berlin 1995: Merve

Das Buch der Ähnlichkeiten

Thursday, March 15th, 2007

        „Gott wiederholt nichts als Gott: aber der Mensch?

        Ah, der Mensch wiederholt auch Gott.“ (Jabès)

Gott wiederholt, was er selbst ist, dazu gehört der Mensch. Der Mensch ist Zahl. Wenn der Mensch zählt, wiederholt er sich. Die Seele des Menschen ist eine Zahl, eine sich selbst bewegende Zahl.

Die Seele des Menschen bewegt sich, wenn sie zählt. Was bewegt dann den Menschen? Er bewegt sich selbst, indem er Zahlen bewegt. Er wird bewegt, wenn er zählt. Denn die Zahlen bewegen ihn und die Zahlen sind göttlich. Gott bewegt den Menschen, wenn der Mensch zählt.

Was aber bewegt der Computer? Der Mensch nennt es Zahlen. Der Mensch nennt sie so, weil er nach Zeichen sucht und deuten muss. Wenn er am Computer Zahlenbewegungen beobachtet, dann beobachtet der Mensch etwas, das sich auch in ihm bewegt, etwas, das zwischen Mensch und Gott steht: Die Zahl. Die Zahl wird bewegt durch die Wiederholung.

Siehe auch: Röller, Nils (Hrsg.): Migranten – Edmond Jabès, Luigi Nono, Massimo Cacciari. Berlin 1995: Merve

Das Buch der Ähnlichkeiten

Wednesday, March 14th, 2007

„Das Buch ist Ort der Ähnlichkeit des ganzen Buchs; – Ähnlichkeit, ebenso des Orts.” (Jabès)

Das Buch ist Teil des Buchs. Die Zahl Teil der Zahl. Die Zahl ist insofern Teil der Zahl als jede Zahl einem Prinzip gehorcht: dem Zahlprinzip. Insofern ist jede Zahl dem Zahlprinzip ähnlich, da es aus dem Zahlprinzip hervorgeht. Vor dem Zahlprinzip war die Zahl, allerdings eine andere oder mehrere Zahlen, die erst die Bildung des Zahlprinzips ermöglicht haben.

Und der Computer, er ähnelt dem “ganzen” Computer insofern als er eine Form des Rechnens ist. Computer realisieren davon einen Aspekt. Sie bleiben der Natur der Zahl fremd, wenn diese Natur absolut gesetzt wird, absolut wie der Fremde, die Freiheit, das Andere, das manche das Göttliche nennen: der Auftrag.

Wo bleibt die Freude? Sie entsteht im Spiel von Ähnlichkeit, die erst entdeckt werden will, ein Kind, das sich versteckt.

Das Buch der Ähnlichkeiten

Tuesday, March 13th, 2007

„Von seiner Ähnlichkeit mit dem Buch, zum Buch seiner Ähnlichkeit.” (Jabès)

Die Worte sind zunächst noch biegsam, entsprechen dem Belieben, der eigenen Ansicht und Möglichkeit, dann entwickeln sie einen notwendigen Gang, indem nichts austauschbar ist.

Wem ähnelt die Zahl? Dem Buch der Natur, oder dem, was hinter der Natur steht? Es ähnelt der Zahl.


Von seiner Ähnlichkeit mit der Zahl, zur Zahl seiner Ähnlichkeit.

Subversion

Friday, March 9th, 2007

Subvert until subversion.”“Umkehren bis die Umkehr erreicht ist.”“Subverter jusqu`à la subversion.”

To subvert: to turn the soil, in order to facilitate the growing of grains.*

Umkehren, umwerfen oder subvertieren? Die deutsche Sprache hat zu Subversion kein eigenes Verb etabliert, es bleibt bei dem sehr handgreiflichen Wort des Umkehrens. Für den politischen Akt der Umkehr reserviert das Deutsche “Subversion”, so als sei der politische Bereich vom Bereich der Ackerbau und -pflege getrennt, so als es gebe es einen frühzeitlichen – politisch noch nicht verdorbenen – Bereich der Umkehrung: “als man noch friedlich Ackerbau betrieb”.

Heute argumentieren wir gegenteilig: Schon auf der Ebene der Zeichen nehmen wir politische Implikationen wahr, nichts ist mehr unpolitisch.

Wie steht es um die Mathematik?

Wie politisch ist sie? Ist sie von Machtverhältnissen gekennzeichnet? Ist eine andere Mathematik denkbar und damit auch ein anderes Rechnen, Computieren und Verwenden von Rechengeräten wie dem Computer?

Wie im digitalen Zeitalter umkehren bis die Umkehr erreicht ist?

Monday, March 5th, 2007

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