Archive for the 'Art' Category

Eisfrei wird in 34 Jahren

Tuesday, December 12th, 2006

die Arktis sein, errechnen Wissenschaftler anhand von Klimamodellen. Es sei denn die Treibhausgase werden reduziert. Wer handelt nach dieser Aussage konkret, verzichtet auf sein Auto? Es bleibt weniger Zeit als gedacht eine mathesis universalis auzubilden, eine Kenntnis des Allgemeinen, die uns für das Kommende sensiblisiert und zwar so, dass wir jetzt unsere Handlungen ändern. Bedarf es angesichts dieser Prognosen noch einer vorbereitenden Erfahrungseelenlehre, die uns für globale Zusammenhänge sensibisiert? Der Begriff Erfahrungseelenlehre stammt übrigens von Karl Philipp Moritz. Er hat den Roman Anton Reiser geschrieben, indem die Hauptfigur angesichts eines gequälten Tieres verzweifelt.

Die Zukunft scheint verstellt. Die Menschheit verstellt sie sich selbst. Sie wird mit klaren Voraussagen konfrontiert, handelt aber nicht. Oder doch? Es bemühen sich doch weltweit Menschen um die Klimareduktion. Ohne deren Initiative wäre dann Anstieg noch massiver. Aber ihre Initiative bedarf eine neue Form der Wahrnehmung. Eine angemessene mathesis universalis bedarf einer experimentellen Erfahrungseelenlehre. Sie zum Beispiel ermuntert zu kleinen kontinuierlichen Schritten, die hoffnungslos scheinen, aber es nicht sind, weil sie die Hoffnung, das die Menscheit selbst ihr Geschick in die Hand nimmt, noch wach halten. Das klingt betulich nach Luther, der gesagt haben soll, dass er einen Apfelbaum pflanzen würde, wenn er wüsste, dass der Weltuntergang naht. Es bedarf einer intensiven Rhetorik der kleinen Schritte. Dazu müsste ein Hollywoodfilm, ein James Bond oder eine Waterworld mit Kevin Costner motivieren.

Sappho

Tuesday, December 5th, 2006

ragt hinein, stolz, traurig, verletzt, hochmütig bittet sie nicht um Gnade für das, was vergehende Zeiten schuldeten:

“Ebro, schönster Fluss, der du mit kräftigen Klang Thrakien durchläufst, entlang der für Pferde berühmten Erden, hin zum pupurnen Meer steigst Du schweigend bei Àino herab. Und dort bewegen sich die Mädchen leicht auf ihren Hüften…”

Eine Magnetnadel, Kompassrose,

Monday, December 4th, 2006

die sich immer wieder nach dem Norden ausrichtet. Richtet sich das Denken auch so aus? Nach einem inneren Magnetfeld, von dem es angezogen wird? Wie ergeht es dem Denken, wenn es feststellt, dass es nach Norden zeigt, weil im Erdinneren ein Magnet wirkt, dessen Südpol nach Norden zeigt? Lernt das Denken einzusehen, dass es eine Richtung gewinnt, weil etwas Gegenteiliges es anzieht?. Wie das Magnetfeld der Erde so ändert sich vielleicht auch das Denken? Was verändert das Denken? Medien, Techniken? Zum Beispiel das Denken in globalen Zusammenhängen, das seinen Ausdruck in der Fotographie der Erde aus dem All fand, es verändert uns. Wir müssen unsere Vernunft neu justieren. Sie muss zur Kenntnis nehmen, dass unser Handeln hier weltweite Folgen hat. Schwierig daran ist, dass wir die Folgen unseres Handelns nicht nachvollziehen können. Dazu wird eine besondere Einbildungskraft, ein besonderes Hörvermögen, nötig sein. Ein Vermögen, das erspürt, wie unsere Regungen das Leben anderer berühren. Ich denke, dass die Poesie, das Dichten das Vermögen schult, Rhythmen des Denkens wahrzunehmen. Sie hört das Echo der Wellen in den Höhlen der Eisberge unserer Vorurteile nach. Ist dieses Nachhören eine Voraussetzung dafür, dass wir unsere Vorurteile ändern? Das wäre eine Hoffnung.

Sappho

Sunday, December 3rd, 2006

sappho1.jpg

“Es gibt Eisberge,

Sunday, December 3rd, 2006

durch die die See Tunnel gebohrt und in die sie tiefe nicht einsehbare Höhlen gegraben hat, und jede darin sich brechende Welle hallt dröhnend in den nachtblauen Kammern wider.” Bonné, Mirko: Der eiskalte Himmel. Frankfurt/M. 2006: Schöffle… Dichtend unsere Sprache als Bewegungen formen, die den schwarzen Eisberg der Vorurteile durchbohren, Höhlen in diese Eisberge unseres Nicht-Verstehens eingraben.

Farben

Friday, December 1st, 2006

“Wir kennen mit Gewissheit nicht mehr erbliche Unterschiede der Hautfarbe, als die: der Weissen, der gelben Indianer, der Neger, und der kupferfarbig-roten Amerikaner. Merkwürdig ist: dass diese Charaktere sich erstlich darum zur Klasseneinteilung der Menschengattung vorzüglich zu schicken scheinen, weil jede dieser Klassen in Ansehung ihres Aufenthalts so ziemlich isoliert (d.i. von den übrigen abgesondert, an sich aber vereinigt) ist:die Klasse der Weissen vom Kap Finisterrae, über Nordkap, den Obstrom, die Kleine Bucharei, Persien, das Glückliche Arabien, Abessinien, die nördliche Grenze der Wüste Sara, bis zum Weissen Vorgebirge in Afrika, oder der Mündung des Senegal; die der Schwarzen von da bis Capo Negro, und, mit der Ausschliessung der Kaffern, zurück nach Abessinien; die der Gelben im eigentlichen Hindostan bis Kap Comorin (ein Halbschlag von ihnen ist auf der anderen Halbinsel Indiens und einigen nahe gelegenen Inseln); die der Kupferroten in einem ganz abgesonderten Weltteile nämlich Amerika. Der zweite Grund, weswegen dieser Charakter sich vorzüglich zur Klasseneinteilung schicket, obgleich ein Farbenunterschied manchem sehr unbedeutend vorkommen möchte, ist: dass die Absonderung durch Ausdünstung das wichtigste Stück Vorsorge der Natur sein muss, so fern das Geschöpf – in allerlei Himmels- und Erdstrich, wo es durch Luft und Sonne sehr verschiedentlich affiziert wird, versetzt – auf eine am wenigsten der Kunst bedürftige Art ausdauern soll, und dass die Haut, als Organ jener Absonderung betrachtet, die Spur dieser Verschiedenheit des Naturcharakters an sich trägt, welche zur Einteilung der Menschengattung in sichtbarlich verschiedene Klassen berechtigt. – Übrigens bitte ich, den, bisweilen bestrittenen, erblichen Unterschied der Hautfarbe so lange einzuräumen, bis sich zu dessen Bestätigung in der Folge Anlass finden wird; imgleichen zu erlauben, das ich annehme: es gebe keine erbliche Volkscharaktere in Ansehung dieser Naturliverei mehr, als die genannten vier; lediglich aus dem Grunde, weil sich jene Zahl beweisen, ausser ihr aber keine andere mit Gewissheit dartun lässt”. Kant, Immanuel: “Von den verschiedenen Rassen der Menschen” [Königsberg 1775]. In: Werke Bd. 9. Darmstadt 1964 Wiesbaden

Wortfolgen finden sich in diesen wenigen Zeilen, die so formuliert sind, dass man sie wie kostbare Edelsteine in die Hand nehmen möchte und verwundert betrachtet, sich an ihrer Oberfläche kühlen möchte und an ihrer innerer Glut für die fremd anmutenden Gedanken erwärmen möchte. Wie Edelsteine gefallen sie, wie Edelsteine sind sie meist unnütz. Sie helfen nicht, die Durchmischung der heutigen Welt zu denken, Fremdenhass zu erklären und Ungerechtigkeit abzuwenden. Es sei denn man verkauft Edelsteine und fördert damit Hilfsprogramme*.

*Wie Königin Silvia von Schweden. Ihr wurde heute im ersten deutschen Fernsehen ein Bambi verliehen. Den Bambi, das verdeutlichte die Sendung, gäbe es ohne Herrn Burda nicht, der mit Medien Geld verdient. Bestimmt versilbert die Königin den Bambi für gute Zwecke. Dagegen hat Herr Burda bestimmt nichts einzuwenden. Oder schenkt sie ihn vielleicht Jörg Immendorf? Was würde Herr Burda dazu sagen? Immendorf hat schon einen Bambi erhalten, und zwar ausdrücklich für seine Bilder, also bestimmt nicht für die medialen Effekte, die er verursacht hat. Mindestes ein Medium des Herrn Burda schreibt über Immendorf: “Anfang August 2004 wurde Immendorff vom Düsseldorfer Landgericht wegen Kokainbesitzes zu elf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Des weiteren musste er 150.000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen. Aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes Immendorffs, er leidet an der neurologischen Krankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose), und der geringen Lebenserwartung, verzichtete das Gericht auf die Inhaftierung und setzte die Strafe zur Bewährung aus.”

Sonntagsgespräch

Wednesday, November 29th, 2006

“Wenn man meint, mit Bildern zu informieren über eine Welt, die die Leute nicht kennen, kommt das schlecht raus. Wenn in Beirut ein Haus brennt, zeigt man ein Bild davon und setzt die Bildlegende `Beirut brennt` darunter. In dieser Absolutheit ist das aber total falsch”. Arnold Hottinger, Experte für die arabische Welt, in der SonntagsZeitung am 26. November 2006.

Was ist die Alternative? Bilder, die mitteilen, dass sie der Situation nicht gerecht werden?

Geschmack

Tuesday, November 28th, 2006

Nachgeschmack vergangener Gedanken, Freuden oder Vorgeschmack auf kommenden Genuss, Trauer, Katastrophen. Manche Worte schaukeln im Gemüt, z.B. the lol, Blätter, die auf einem Rinnsal treiben und hier und dort anstossen, andere Worte wie Erfolg, Ökonomie zügeln Gedanken, wieder andere wie Afrika, Klimawandel, Prekarität bauen sich wie eine Staumauer auf, vor der die Gedanken den Mut der Worte verlieren. Die Strophe des zitierten Gedichts Zukofsky`s endet übrigens auf: Have died.

Sequence (1944-6)

I look at the pines on the hillside,
Alive,
And they not I who work
More or less absorbed
Have died.

Louis Zukofsky

I – I – II – I – II – III

Monday, November 27th, 2006

1

I

1 + 2

I look

1 + 2 + 3

I look at

1 + 2 + 3

I look at the

1 + 2 + 3 + 4 v 1 + 2 + 3 + 5

I look at the pines

1 + 2 + 3 + 4 + 5 v 1 + 2 + 3 + 5 + 7 v 1 + 2 + 3 + 5 + 8

I look at the pines on

1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6 v 1 + 2 + 3 + 5 + 7 + 9 v 1 + 2 + 3 + 5 + 8 + 13

I look at the pines on the

1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6 + 7 v 1 + 2 + 3 + 5 + 7 + 9 + 11 v 1 + 2 + 3 + 5 + 8 + 13 + 21

I look at the pines on the hillside

1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6 + 7 + 8 v 1 + 2 + 3 + 5 + 7 + 9 + 11 + 13 v 1 + 2 + 3 + 5 + 8 + 13 + 21 + 34

Alive,

The laws of evolution differ. The sequences of natural numbers differ. Their patterns are predictable. Nevertheless they have the capacity to grow infinitely.
Zukofskys words accord to a common syntax (subject, predicate, object).
Nevertheless their system of evolution is unpredictable.
One word appears, unexpectedly. It is a sign of life.
It is an unforeseeable turn. A turn of no return. A definite turn, which creates a gap between the former evolution, and an evolution to come. It marks death for the former, it marks beginning for something which is about to begin.
There is something defined, limited, so that something different may start.
This will also end. The lines of the poem do not grow infinitely.
Nevertheless they evolve in an unpredictable manner.
Finite but unpredictable, Zukofsky`s poem evolves, dies, when the end of the verses is reached, the book closed. The poem may resurrect, resonate for a certain time through the day and night of the reader, dies again, later.
Finite but unpredictable, dying, resurrecting, dying again, verses of a poem.
Algorithms, which will train to deal with unsolvable questions of mankind, which nevertheless will die, far away, in
Africa, here, where our self esteem is fading because of problems, which we do not face.

Africa ?

Sunday, November 26th, 2006

“He said: Man who don`t think of the far, will have trouble near”. The Confucian Analects, Book 15, XI. Translated by Ezra Pound