Archive for the 'Mathematics' Category

“Gott gab den Europäern die Uhr und den Afrikanern die Zeit”

Monday, January 15th, 2007

Ein afrikanisches Sprichwort nach Buch, Christoph: Blax Box Afrika – Ein Kontinent driftet ab. Springe 2006: Klampen 2006, S. 14.

Wahrnehmungslehre : Unter Palmen

Sunday, January 14th, 2007

Niemand bewegt sich ungestraft unter Palmen denkt eine Figur in Goethes Wahlverwandschaften *. Niemand bedient sich unbestraft der Reichtümer dieser Welt, so lässt sich das auf den Kontext der Klimaerwärmung übertragen. Nun wird der Zahltag beginnen. Wir werden Energiekonten anlegen müssen, die uns verdeutlichen, dass wir nur beschränkt Ressourcen verbrauchen dürfen. Die Klimapolitik wird zum einem Regierungsmittel, mit denen unsere Sinne, Bedürfnisse gelenkt werden. Teil dieses Regierungsmittels ist die Zahl, die Mathematik.

Mit ihrem Leben bezahlen Migranten schon jetzt die Folgen des Klimawandels. Sie verlassen Dürregebiete, um sich in Europa eine Zukunft zu sichern und ihre Familien in Afrika zu ernähren. Gegenüber dem Zahlmittel des eigenen Lebens ist das Rechnen mit den Energiekonto ein kleineres Übel. Es wird deshalb leicht zu schlucken sein. Aber das ist nur ein Aspekt.

Auf dem Spiel steht unser Spektrum menschlicher Möglichkeiten. Es geht jetzt nicht darum, Unbequemlichkeiten in Kauf zu nehmen, um grössere Unanehmlichkeiten zu vermeiden. Das ist geringfügig. Es geht darum, wie sich der Mensch künftig denkt. Die Zahl, Quantifizierung, statistische Mittel werden sich weiter ausbreiten, ohne dass wir sie verstehen. Sie werden zu Befehlen, nach denen wir uns richten müssen. Die Fähigkeit zur Empathie wird schrumpfen und damit diese wichtige, die menschliche Würde bestimmende Qualität. Indem wir Widersprüche durchdenken und unser Unvermögen, sie auszuhalten, artikulieren, geben wir der Empathie eine Chance. Wir fühlen wenigstens, dass wir nicht gerecht handeln. Das ist ein Ansatz, um gerechter handeln zu lernen.

* Erinnert nach einem Blick in: Hans Christoph Buch: Black Box Afrika – Ein Kontinent driftet ab
Dietrich zu Klampen Verlag,160 Seiten, EUR 16,00.

Thursday, January 11th, 2007

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Eines der grössten Rätsel ist, warum die Gravitation so viel schwächer ist als die anderen bekannten Kräfte. Die Schwerkraft fühlt sich nicht grade schwach an, wenn Sie einen Berg besteigen, aber das liegt daran, dass die gesamte Erde an Ihnen zerrt. Ein winziger Magnet kann eine Büroklammer hochheben, obwohl die gesamte Masse der Erde sie in die entgegengesetzte Richtung zieht. Warum ist die Gravitation gegen das bisschen Anziehungskraft eines winzigen Magneten so machtlos? In der Standard-Teilchenphysik mit ihren drei Dimensionen ist die Schwäche der Gravitation ein gigantisches Rätsel. Zusätzliche Dimensionen könnten jedoch eine Antwort liefern. (Lisa Randall)

“One

Thursday, January 11th, 2007

cannot escape the feeling that these mathematical formulae have an independent existence and an intelligence of their own, that they are wiser than we are, wiser even than their discoveries, that we can ge more out of them than was originally put into them”. Heinrich Hertz quoted by Dantzig, Tobias: Number. New York 1967: The Free Press

Quasikristalle

Wednesday, January 10th, 2007

Quasikristalle sind faszinierende Strukturen, und die Ordnung, die ihnen zugrunde liegt, zeigt sich nur in zusätzlichen Dimensionen.

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Die in jüngster Zeit untersuchten, Membranen ähnelnden Objekte namens Branen sind wichtige Komponenten der umfassenden höherdimnsionalen Landschaften. Wenn zusätzliche Dimensionen der Spielplatz der Physiker sind, dann sind Branenwelten – hypothetische Universen, in denen wir auf einer Brane leben – unwiderstehliche, vielschichtige, facettenreiche Klettergerüste. (Lisa Randall in: Verborgene Universen)

Stammbegriff Afrika

Wednesday, January 10th, 2007

Im logischen Aufbau der Welt sollen Begriffe aus Stammbegriffen abgeleitet werden, so überlegt es Rudolf Carnap 1928. Die mittelalterliche Logik hat ihre Begriffe aus dem Stammbegriff des Seienden abgeleitet. Das war gleichbedeutend mit Gott. Ein heutiger Stammbegriff sollte Diskrepanzen artikulieren und ihre Wahrnehmung produzieren. Setzen wir nun statt Gott Afrika?

Pythagoras – Transfer

Saturday, January 6th, 2007

Pythagoras war eine mythische Figur. Er soll ein goldenes Bein gehabt haben. Er dachte, dass die Welt geordnet ist, dass sie mathematischen Regeln gehorcht. Diesen Gedanken soll er am Monochord herausgefunden haben. Er halbierte, drittelte und viertelte die Saite dieses Instruments und fand heraus, dass die Saite gut klingt, wenn die Saite nach ganzzahligen Verhältnissen geteilt wird (1:2; 2:3; 3:4). Diese Saite denke ich als Welle. Sie zerteilt Migranten. Ihr beissendes Salz verbrennt Haut und Augen von Migranten, die auf der Passage von Afrika nach Europa in einem brüchigen Boot den Wellen ausgesetzt sind. Dieser Gedanke arbeitet in mir seit einem Gespräch mit YN im Wikpkinger Damm. Der Gedanke bereitet mir zugleich Kummer. Ich möchte nicht denken, dass Theorien von mathematischer Harmonie peinigen.

– I: Parfumflasche

Wednesday, January 3rd, 2007

Eine Migrantin berichtet von ihrer Überfahrt auf einem Boot, das auf dem Mittelmeer in Seenot geraten muss. Es muss in Seenot geraten, da nur die Flüchtlinge, die von einem in Seenot geratenem Boot gerettet werden, legal von der Küstenwache über die Grenze in die EU gebracht werden dürfen. Während der Fahrt reisst Fatima Abdirahman von ihrem besten und ihrem einzigen Rock nach zwei oder drei Tagen auf dem offenen Meer kleine Fetzen ab, in die sie ihren Kot einwickelt und über Bord wirft. Über Bord lässt sie an einem dünnen Faden auch eine leere Parfümflasche (Attar aus Olivenöl) baumeln, die sie bisher auf der Migration vor Dieben, Polizisten und den anderen Migranten verstecken konnte. Den Inhalt des Fläschchens hat sie zuvor ausgeschleckt. Geplant war es nicht, dass sie solange auf dem Meer ohne Wasser sein würden, ohne Nahrung. Sie hofft, dass ein Fisch das Fläschchen aussenbords erspürt und anbeisst. Tage später, nachdem schon einige Leichen der Migranten über Bord gekippt worden waren, wird sie unter dem Haufen der übrigen Leichen hervorgezogen. Das geschieht nach neun Tagen auf See und einem Tag nach der Sicherung des havarierten Schiffs durch die Küstenwachen von Lampedusa.  (Das Dilemma des Commandante von Dimitri Ladischensky (Text) und Francesco Zizola (Fotos)in der April/Mai-Ausgabe 2006 von mare). Sie selbst wird vielleicht noch zu finden sein in dem Asyl, das ein Franziskanermönch in Lampedusa eingerichtet hat. Vielleicht hat die Überlebende auch eine Stelle als Putzfrau in Palermo gefunden? Während es ihr vielleicht besser geht, erleiden Tausende die von ihr bereits durchlittenen Qualen auf dem Weg der Migration von Afrika nach Europa. Die Überfahrt kostet von Anfang Qualen. Die setzen schon beim Beschaffen der Kosten für den Transfer. Sie betragen 1000 Dollar.
Ist die Grenze zwischen Europa und Afrika, die qualvolle Überwindung der Not vergleichbar mit dem Übergang zwischen Seienden und Sein? Heidegger unterscheidet Sein und Seiendes, notlos und notvoll, eigentlichen und uneigentlichen Nihilismus.  Das Seiende ist die Welt der Technik, der Wissenschaft der Berechnung, des Unverborgenen. Das Sein ist etwas, das schwer zu fassen ist. Ist es so schwer zu fassen, wie das Verhältnis des europäischen Wohlstands zur Armut in Afrika? Was entspricht dann dem Wechselverhältnis zwischen Sein und Seiendem? Entspricht ihm zum Beispiel ein Boot mit Flüchtlingen?

Antihaft-Afrika

Tuesday, January 2nd, 2007

Vielleicht sind die Ungerechtigkeiten, die wir beobachten, wenn wir zum Beispiel im Fernsehen die Flüchtlingslager in Somalia vorgeführt bekommen oder wenn wir in einem Bildband betrachten, wie ein Afrikaner ein Fahrrad flickt, dass eine mannshohe Ladung Holz transportieren sollte, vielleicht sind Wahrnehmungen dieser Disproportionen zwischen unserer Lebensqualität und den Lebensbedingungen in Afrika vergleichbar mit einer Antihaft-Pfanne. Mit dem Unverständnis der Quasikristalle einer Antihaft-Pfanne haben diese Wahrnehmungen von Ungerechtigkeit gemeinsam, dass sie von einem Leibnizianer als Schatten einer höhreren Ordnung verstanden werden können.

Zur Antihaft-Pfanne findet sich folgendes in Lisa Randalls “Verborgene Universen – Eine Reise in den extradimensionalen Raum”. Franfurt/M. 2006: S. Fischer, S. 20: “Vielleicht weckt es ihre Neugier, dass eine Spur von zusätzlichen Dimensionen in Ihrem Küchenschrank versteckt sein könnte – eine Antihaft-Pfanne, die mit Quasikristallen beschichtet ist. Quasikristalle sind faszinierende Strukturen, und die Ordnung, die ihnen zugrunde liegt, zeigt sich nur in zusätzlichen Dimensionen”.

34 x 365 – I (Kant, Cavalcanti)

Thursday, December 14th, 2006

Ein Schritt zurück, so argumentiert Umberto Eco, erlaubt es, besseren Anlauf für einen Sprung in die Zukunft zu nehmen. Unsere Zukunft ist vom Klimawandel bestimmt. Der Klimawandel bestimmt unser Verhältnis zur Zeit, bestimmt unser Verhältnis zur Geschichte. Es ähnelt der Erzählung vom jüngsten Gericht. Um dies zu erkennen, hilft ein Schritt zurück in die abendländische Eschatologie. Hilft ein Schritt zurück zu Kant oder helfen weitere Schritt zu Cavalcanti? Helfen solche Gedanken dabei, Gedanken zu finden, die uns erlauben, würdig auf die Anforderungen zu regieren? Angemessen und konsequent, zum Beispiel, den Benzinverbrauch zu reduzieren etc. Das etc. wird wichtig werden. Wichtiger als Kant und Cavalcanti? Wahrscheinlich, trotzdem scheue ich vor dem Gedanken, dass Gedanken in diesem Zwang, angesichts kommender Geschichten vom Klimawandel handeln zu müssen, dass Gedanken nicht sinnvoll sein dürfen. Gedanken, Spekulationen, Beschäftigungen des Denkens mit dem Denken, das ist wahrscheinlich unnütz. Schade, dieser Gedanke “bereitet dem denkenden Menschen Kummer”.