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Sampurna Chattarji: Self-portrait in pins and needles

Saturday, November 21st, 2015

What uncanny timing presents
A picture as a birthday poem
To this porcupine-pine
Prickly-pear pear
Tree with me written all over
It.

Sustained on a staple diet
Of mouse and pad
I bristle nicely at the slightest
Threat.
Cover my flanks with
Hives.

But how nicely I stand
With my elbows sticking
Out!
All angles and isosceles!
To equanimity my humble
thanks!

Poised on the head of a pin,
Pin-cushioned from
Tumbling
Down
Held together by a static
Automatic
Discourse.

Of course I’m happy.
I was born that way.
I’ve been sitting
Too long.
Let me stand up and up
Do the one-leg
Dance
Shake my disquiet
See?
On to the ground.

Sampurna Chattarji

Headfarm

Friday, November 13th, 2015

I „ (…) Selbst für den, der sich der Prüfung des Selbstzweifels unterzieht, bleibt die Malerei ein Mittel, das Sein kennenzulernen.“ Bernard Réquichot, Schreibheft 85, S. 117
I Gilt das nur für die Malerei?

Headfarm

Thursday, November 12th, 2015

I Ein Buch ist ein Stein, eine Schichtung, in die Materie gestaucht worden ist, in die Materie sich gestaucht und Röhren ausgebildet hat.
I Röhre: I II (Wellenfaltfarbkrümmung); Stein(e):  I

Headfarm

Tuesday, November 3rd, 2015

I  II III IIII IIIII IIIIII

I

I Ich ordne den Posts Striche zu und bin mir bewusst, dass diese Tätigkeit unterschwellig ist, unterschwellig, weil sie nicht als Pflege des Bewusstseins verstanden werden kann. Bewusstsein verstehe ich als Desiderat, als Aufforderung zum Werden in folgendem Sinn: „Henri Michaux ist im Grunde kein Maler und eigentlich auch kein Schriftsteller, sondern ein Bewusstsein – die sensibelste, bisher bekannte Substanz zur Erfassung der wechselnden Bedrängnis, die das Leben Tag für Tag, Minute für Minute bedeutet.“ John Ashberry, Schreibheft 85, S. 71.
I Du zitierst häufig das Schreibheft, besonders das Schreibheft 85, in dem vom Widerstand die Rede ist.
I Das eine ist der Widerstand, den das Schreibheft 85 mit Tarnac verbindet, das andere ist die Schwierigkeit oder die Leichtfüssigkeit, mit der Fragmente aus der Geschichte Europas zur Stabilisierung oder Destabilisierung meines Selbstverständnisses aktiviert werden können, das dritte ist die kulturtechnische Perspektive. Sie denkt die abendländische Geste des Schreibens in Anschluss an Vilém Flusser als intrinsisch widerständig.
I Ich würde gerne zwischen Widerständigkeit und Abstandnehmen unterscheiden.

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Sampurna Chattarji

Sunday, October 25th, 2015

the paradox box is flipping out, as usual.
and you,
you’re keeping your head.
as usual.
that’s where it all comes together
the animal farm of ideas
delectably yours.
wouldn’t do to lose it.

the double helix is hiccupping.
it happens to the best of us.
there’s a puzzling phase.
who are the best?
who’s us?

the juke box is telling stories
in a beer bar in south Bombay.
feed it fifty-rupee coins.
don’t mind the loops.
in time, your story will come.

your story. never a-
verse to slipping side-
ways.

your mind.

strange attractor.
magnetizing
blue
paper
very small coffee cups filled with
very strong coffee
bicycle
graffiti
river
train timings
such things are not
unheard of.

it’s taken its time to grow.
three years to be exact.
slowness has been its sap.
it might be a vine, not a tree.
find it a staff to twine around.

and longing?
what do you do
when it comes?

in story your time will come.
bearing giants and pinwheels
sycamores and shibboleths.
it will be mythic.
no one will
write it down.

it was the hottest summer.
the sternest metals melted.

lingering in the greenhouse
a tactician’s move.
who knows if this poem
will need glass to shelter it
from the cold
will need heat to keep its
tropical heart beating
will need a bright
artificial sun?

take it, transplant it where you will.
it’s yours.

A poem by Sampurna Chattarji  for Nils Röller, October 2015

 

Headfarm

Tuesday, October 20th, 2015

I Relevant ist das Fragment: die Bestimmung von den Momenten, in denen die Gegenwart nicht als Erfüllung, sondern als Gewahrwerden von Zersplitterungen aufgefasst wird. An dem Wort Zersplitterung stört allerdings, dass es eine Vollständigkeit voraussetzt, die dann verloren geht.
I Wenn ich einen Kreis sehe, denke ich an Vollständigkeit, Vollkommenheit.
I Wenn ich die Posts I I II I II  I und III ansehe, dann liegt nichts ferner als die Vorstellung von vollkommenen Formen. Geometrische, platonische Körper, mit denen sich die antike Philosophie stabilisiert hat, an denen sie sich überhaupt erst aufrichten konnte, sind hier nicht relevant.
I Du wachst ja spät auf. Es ist schon vor langer Zeit geäussert worden, dass statt Vollkommenheiten, nur, „ja, dass nur das Fragment ernst genommen werden kann“ (Oswald Wiener, Notizen zum Konzept des Bio-Adapters, in:Schriften zur Erkenntnistheorie (Wien: Springer, 1996), S. 1.
I Mir stellt sich nun die Frage, wie wir zwischen dem Postulat des Fragments und den Bestimmungen durch mathematisch-formalisierte Formate z.B. in diesem Blog, wie wir in diesem Spannungsverhältnis theoretisch, künstlerisch, poetisch Handlungsräume gewinnen.
I Thales hat die Prinzipien, die Regelmässigkeiten, die er in der Natur beobachtet und gerechnet hat, genutzt, um politisch zu wirken, dass heisst sich zur Macht zu verhalten: Einen Fluss, den Halys, konnte er umleiten oder nicht, um einem Heer den Übergang zu verschaffen. Er hat die Bewegungen der Himmelskörper beobachtet, um Vorhersagen zu treffen, so konnte er als Termin für eine Schlacht ein Datum vorschlagen, an dem sich die Sonne verfinstert. Das hat über Sieg und Niederlage entschieden.
I Die gegenwärtige Philosophie hat das Problem von Tarnac: „Jetzt der Zwischenfall im Wortlaut von Wikipedia: „Am 11. November 2008 wurden mehrere Mitglieder einer autonomen Gemeinschaft aus Tarnac … verhaftet“. (Nathalie Quintane, Schreibheft 85, S. 53).

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Headfarm

Sunday, October 4th, 2015

I „Sie [Johanna von Orleans] überlegt sich neue Angriffsformen. – Leider ist die Zahl militärischer Kniffe begrenzt; es ergeben sich bestenfalls neue Kombinationen altbekannter Kniffe, ein Kniff geht im anderen auf, oder eine unerwartete Verkettung“. (Nathalie Quintane, Schreibheft 85, S. 50)

I Zur gegenwärtigen Philosophie. Ich glaube, dass wir das Entstehen relevanter Fragen in der Dichtung beobachten können, bevor sie philosophisch artikuliert werden.
I Die Headfarm ist ein Wurmloch, das zwischen dem vorgestellten Beginn des Philosophierens im Abendland, den Fragmenten aus der Antike, dem Nichts an Text, das Thales hinterlassen haben soll, und den entstehenden Texten, die erst noch zu schreiben sind, gebildet wird.
I Definiert, im Sinne von Begrenzung oder von Entgrenzung?
I Die Felder, der Philosophie werden dort erfahrbar, wo sie sich von der Wissenschaft, der bildendem Kunst, der Dichtung interessiert distanziert.
I Und die Politik?
I „Tarnac fliesst in mich hinein wie Staub“ (Jean-Marie Gleize, Schreibheft 85, S. 58.)

Sampurna Chattarji

Friday, September 25th, 2015

because feet will always fly
skin will always crawl
goose-flesh will swan-song
semantics turn antics
to good advantage
but what when it fails?
up-lifting
like an in-spired un-mechanical
crane
depth out of flatness
is beyond most.
but you
you
push light through wall
each time
a new break
through which my eyes
can fall
skyward again.
you
never stop changing
me
into the colour
that might
rise or spread
splotch or gather
darkness
gentling
I look for the knife
in your softly-gathered
flowers
the ridge of the face
that sits white on white
in a neural
inwards so strong
the surface is endangered
beyond touching.
oh and then you
restore
my fingertips
in them I feel
the blue grapes
ripe for picking
from their crushable glass.
this is all your doing.
I have never felt so close
to the edge
of paint
what paint might mean
beyond knowledge
of what it is
what it can do
how edible
and cruel
how demandingly
it rises
to meet every challenge
you set it.
this is your owning.
I have stolen a piece
for days
when words are not
(they never are)
enough.

Sampurna Chattarji, poem for Barbara, August 2015

Headfarm

Friday, September 18th, 2015

I Am Ende der Philosophie der Antike stehen die überlieferten Texte von  Boethius. Seine Texte sind zugänglicher und interpretierbar.
I Wie lässt sich denn die Philosophie der Gegenwart denken? Was ist ihr Anfang, was wäre ihr Ende?
I Eine absurde Frage, Gegenwart ist nicht Vergangenheit.
I Wir tasten uns heran.
I Wir?
I Tasten?
I Von Boethius wissen wir, dass er Bücher geschrieben hat, von denen wir einige heute in der Hand halten können, nicht die Bücher oder Papierrollen oder Wachstäfelchen, in die er selbst mit dem Griffel seine Worte geritzt hat, aber den Text, den er notiert hat, den können wir heute noch lesen. Wir können ihn in Übersetzungen von Abschriften lesen, Seite für Seite, Zeile für Zeile, Wort für Wort, wie er seine Gedanken organisiert hat. Bei Thales können wir das nicht nachvollziehen, auf andere Weise können wir das auch bei heutigen Philosophen nicht.
I Mir käme es darauf an, ob und wie wir mittels Bildern philosophische Argumente nachvollziehen können.

 

 

Headfarm

Monday, September 7th, 2015

I Thales soll gesagt haben, dass „dass der Stein eine Seele habe“.
I Damit haben wir uns auf unsere Weise im Steintag  beschäftigt.

I Was heisst auf unsere Weise?
I Für die Griechen war der Stein grau.
I Seit wann ist der Magnetstein grau?

I Ich will auf etwas anderes hinaus, auf den Bruch, die Diskontinuität zwischen historischen Begriffen, auch den Vorstellungen oder Bildern, die wir uns von früheren Argumentationen machen, und heutigen, gegenwärtigen Begriffen, die denselben Namen tragen. Ein Stein ist heute nicht mehr der graue Stein, an dem die griechischen Philosophen ihre Überlegungen zur Wahrnehmung entwickelten (Whitehead), sondern …
I Das gilt auch für die Philosophie und die Philosophen …
I Was gilt?
I Zum Beispiel, dass wir das Wort << Philosophie >> verwenden, und etwas anderes damit bezeichnen als z.B. Thales.
I Das gilt auch für das Wort << Atom >>.
I Nur dass die Griechen nicht Deutsch sprachen und nicht das Wort << Philosophie >> oder << Atom >> verwendeten.
I Gleichwohl haben wir Bilder oder Abbildungen vom Kopf des Philosophen Thales, die heute im Internet kursieren und unser Verständnis von Philosophie mitbestimmen.
I Wie die Möglichkeiten, die zu „unserer heutigen wirklichen Welt“ geführt haben.
I Unsere Weise: das bedeutet, das wir unsere Vorstellungen sortieren?
I Dass wir unsere Vorstellungen im Verhältnis zu den Mitteln und Kontexten denken, mit denen wir sie entwickeln.

Notiz
Die erste schriftlich überlieferte Bemerkung zum Magnetstein lautet, „dass der Stein eine Seele habe“. Denn er ist wie die Seele in der Lage, etwas in Bewegung zu versetzen. Gesagt haben soll das [… ] Thales.  [… ]Aristoteles (384-322 v. Chr.), der 240 Jahre später lebte, überlieferte Thales’ Bemerkung zum Magnetstein in seiner Schrift Über die Seele. (Nils Röller, Magnetismus – Eine Geschichte der Orientierung (München: Fink, 2010), S. 17.

Zum grauen Stein: Alfred North Whitehead, Prozess und Realität – Entwurf einer Kosmologie (1929, Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1987), u.a. S. 226; S. 323f.; von den Möglichkeiten, die zu „unserer heutigen wirklichen Welt“ geführt haben, spricht Whitehead auf S. 345.