Archive for October, 2006

Thursday, October 19th, 2006

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Thursday, October 19th, 2006

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scharfdumm

Thursday, October 19th, 2006

– liebes Leid
– süsse Bitterkeit
– grausame Güte
– Eile mit Weile.

Diese Zusammstellung von Gegensätzen ist eine Technik, um Widersprüchliches zu thematisieren. Finden wir heute dazu den Mut? Heidegger würde lästernd kommentieren, dass wir schnell nach einem Wertesystem suchen, um die Widersprüche als Grade einer Skala zu begreifen und rechnerisch zu verwalten*. Vorschnell polemisiert der Denker aus dem Schwarzwald gegen die Mathematik. Sie kann entgegen Heideggers Polemik als reines Mittel verstanden werden, das gestattet, Widersprüche zu entdecken. Das ist die Chance, die dieser Blog wahrzunehmen sich bemüht.
Widersprüche zu entdecken, zu benennen und zu ertragen, das ist eine dringliche ästhetische, ethische Herausforderung. Die Dichter des Mittelalters haben sich dieser Aufgabe gestellt und die Stilfigur des Oxymorons (grieichisch: scharfdumm) geprägt. Die Troubadours und Minnesänger beschwörten die Liebe und hielten zugleich das Brennen, Foltern und Morden, das in ihrer Gegenwart stattfindet, fest. Campbell, Schöpferische Mythologie, S. 233 weist auf parallele Stilfiguren im Buddismus hin:

– eine Sphäre, die keine Sphäre ist
– das torlose Tor
– endloser Augenblick
– volle Leere.

* Im jüngsten Libanonkonflikt war zu beobachten, das zunächst die Bomben und Toten gezählt wurden. Diese Zahlen bestimmten erst die Presseberichte. Mit dem Zustandekommen der Uno-Resolution 1701 wurden dann die Zahlen der zu entsendenen Soldaten für die Berichte relevant. Bemerkt wurde zum Beispiel, dass Berlusconi Berechnungen aus dem Ärmel schüttelte (NZZ 28.8.06), betont wurde später (30.8.06), dass der Grossteil der 2496 italienischen Soldaten des Uno-Truppe an Bord der Schiffe bleiben soll und nur 980 von ihnen an Land gehen werden.

Wednesday, October 18th, 2006

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IIIIIII

Wednesday, October 18th, 2006

Wie stellt man fest, wieviel Stäbe das sind? Man geht sie der Reihe nach durch. Dazu ist es notwendig, sie erst als Reihe zu erkennen. Man muss erkennen, dass hier etwas Zusammenhängendes vorliegt, das aus einzelnen Gliedern gebildet wird. Man lässt eine Maschine anspringen. Nach Nietzsche nehmen wir mit Hilfe von Schemata wahr. Mit Schemata ordnen wir das Chaos. Wichtig ist dabei der Prozess, nämlich dass mit etwas Vorliegendem etwas gemacht wird. Was wird gemacht? Es wird eine Regel angewendet. In diesem Fall ist es die Regel: Akzeptiere das Gebilde nicht als etwas Zufälliges, sondern als etwas, das selbst nach einer Regel gebildet ist. Nietzsche argumentiert, dass diese Regeln Techniken sind. Wir bilden sie, damit wir uns nicht im Chaos verlieren. Er gibt zu bedenken, ob diese Regeln gerecht sind. Sind sie dem Chaos des Lebens angemessen? Die Kunst gibt nach Nietzsche nicht vor, angemessen zu sein. Sie arbeitet mit dem Scheinbaren. Deshalb denkt Nietzsche, dass sie mehr wert ist als die Wahrheitssuche mit ihren Schemata. Beides aber, die Arbeit am Schein und das Operieren mit Schemata, ist nicht gerecht. Es wird dem Chaos nicht gerecht.

Mora

Wednesday, October 18th, 2006

ist ein Spiel, um Maschinenläufe zu überprüfen: “In vielen Ländern gibt es seit der Antike ein bekanntes Gesellschaftsspiel, das sich aus der Gewohnheit des Zählens mit Fingern herleitet. Am bekanntesten ist es in seiner italienischen Form, der Mora. Es ist sehr einfach und erfordert gewöhnlich nur zwei Mitspieler.

Die beiden Partner stehen einander mit geschlossener, vorgehaltender Faust gegenüber. Auf ein Signal hin müssen beide Spieler gleichzeitig ihre Faust öffnen und beliebig viele Finger hochheben; gleichzeitig nennt jeder Spieler eine Zahl zwischen 1 und 10 (das Spiel kann offensichtlich mit einer oder auch mit beiden Händen gespielt werden; im letzteren Fall kann die Zahl, die der Spieler nennt, zwischen 1 und 20 liegen). Wenn diese Zahl der Summe aller ausgestreckten Finger entspricht, gewinnt man einen Punkt. Wenn also z.B. der Spieler A drei Finger hochhält und dabei `fünf`sagt, während der Spieler B zwei Finger ausstreckt und dabei `sechs`ausruft, so gewinnt der Spieler A einen Punkt, weil der Anzahl der ausgestreckten Finger in diesem Fall 3 + 2 = 5 beträgt.” Ifrah, S. 93.

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Aphrodite

Wednesday, October 18th, 2006

Zwischen die Stäbe drängt etwas, schiebt sich zwischen sie, quillt.
Ist dabei fein.
Raschelt im sacht gefrorenen Tau junger Blätter.
Duftet nach Petersilie, gebratenem Opferfleisch, Thymian, Kwendel, frischen Äpfeln.
Entfaltet Kraft. Wirkt, drückt zunehmend auf feine wunde Haut.
Pocht, junge Pferde dröhnen entfernt über die Erde.
Wird zur Qual, zum Joch.
Aphrodite, verschlagenes Kind des Gottes!
Zwingherrin, die das Zwerchfell bedrängt!
Komm, besänftige! Komm nicht mit deinem goldenen Wagen über die schwarzen Erde, besänftige nicht!
(Wortsammlung zu Sappho)

Wednesday, October 18th, 2006

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1 und 2: Dialogische Gewichte

Tuesday, October 17th, 2006

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Maschine, das sind die anderen?

Tuesday, October 17th, 2006

Jemand zeigt einen Stock, dann einen zweiten Stock, dann einen dritten Stock. Je nach Verstand wird man ausrufen eins und eins und eins oder eins, zwei, drei oder man wird einen Finger zeigen, dann einen zweiten, dann einen dritten. Auf einen Input (Stock) reagiert man mit einem Output. Im Inneren läuft einen Zuordnungsvorschrift. Diese Zuordnungsvorschrift hat sich im Laufe der Menschheitsgeschichte entwickelt. Die Geschichte entwickelt Software, die auf der menschlichen Hardware laufen.