Archive for the 'Art' Category

Oh

Friday, April 20th, 2007

Oh, liliengekrönte Sappho, göttliche süss lächelnde. (Alkaios)

So die Runde

Wednesday, April 18th, 2007

„Hier nun ein Buch, das einem Buch ähnelt – das selbst kein Buch war; sondern das Bild seines Versuchs“ (Jabès)

Hier der Computer, der einem Computer ähnelt, der selbst kein Computer war, sondern Bild eines Versuchs des Menschen, sich und die Welt in den Griff zu bekommen. Vielleicht auch Bild des Versuchs des Menschen, sich zu vergessen und an etwas zu denken, das ausserhalb seinerselbst liegt. Heute liegt ausserhalb des Menschen ein Vermögen: das Vermögen, die Untaten des Menschen zu begreifen. Sie nicht begreifen zu können, sie nicht mit einem Bild in den Begriff zu bekommen, das ist ein Versuch, ein wertvoller Versuch. Der Computer ebenso wie das vollendete Buch erscheinen kompakt. Sie stellen etwas dar. Sie behaupten sich. Sie lassen vergessen, dass der Versuch ein wertvolles Ziel ist.

Rufen Computer an’

Tuesday, April 17th, 2007

Sie rufen an, weil sie programmiert sind, bestimmte Nummern aus einem Register zu wählen und diese zu prozessieren (Opera calling von Bitnik und Sven König). Die Frage lässt sich auch weiter verstehen. Anrufung kann nach Butlers Lektüre von Althusser bedeuten, dass jemand in eine Ordnung gerufen wird. Ein Mensch ruft jemanden an. Er spricht ihn mit einem Namen an. Der Name gliedert den so Angerufenen in eine Gemeinschaft ein. Das ist eine Gemeinschaft, die durch Sprache reguliert wird.

Ruft der Computer in diesem Sinne an? Eine email zu versenden, das bedeutet jemanden anzurufen. Doch das Prinzip der Anrufung verliert durch Spams seine Funktion. Spams fordern dazu auf, zwischen persönlichen und unpersönlichen Anrufungen zu unterscheiden. Email ist an sich schon ein Anrufung. Sie gliedert ein in Kommunikationsordnung des Internets ein. Es ist unhöflich, nicht zu antworten. Ebenso ist es unhöflich, Bekannte mit zahlreichen und umfangreichen emails zu belasten.

Wie ist es möglich, dass emails beleidigen? Emails können Vorwürfe, Schmähungen, Verurteilungen, Drohungen, die ganze Palette von verletztenden Sprechakten performieren. Das ist möglich, weil emails einen sozialen Bereich bestimmen, dem man nicht verlassen kann. Man kann nicht verlassen, weil man sonst ausserhalb des gesellschaftlichen Lebens steht. Insofern können Computer Anrufungen übermitteln, Schmähungen, Drohungen, allerdings können sie auch die Möglichkeit der gesellschaftlichen Existenz erhalten. Gedanken zu Judith Butler, Hass spricht – Zur Politik des Performativen [1997] (Frankfurft/M.: Suhrkamp, 2006).

So die Runde

Sunday, April 15th, 2007

Die Sprache von Jabès lässt die Verletzlichkeit und die schöpferische Kraft des Sprechens, des Schreibens und des Lesens erfahrbar werden. Wer arbeitet so mit dem Computer? Wer lässt die Verletzlichkeit und schöpferische Kraft des maschinengestützten Operierens erfahrbar werden?

Nairobi, Russland (Monadenzwicken Nr. 81)

Tuesday, April 10th, 2007

Nr. 81 meldet, dass in Nairobi die Beschneidung von Mädchen verboten wird; ebenso, dass in Russland Scientology einen Prozess gewinnt. Das sind zwei Nachrichten, die eine Redaktion für die Leser einer Zeitung zusammenstellen. Diese Informationen sollen für das Leben der Leser relevant werden. Er wird informiert.

Um Informationen zu verarbeiten, benötige ich eine Vorbildung, eine Vorformung. Diese Vorform reguliert meinen Umgang mit Informationen. Im Leser muss etwas angelegt sein, dass er die Information wahrnimmt und für sein Leben relevant werden lässt. Monaden sind nach Leibniz vorgeformt. Sie sind Seelenatome. Diese Seelenatome sind so gebaut, dass sie auf Informationen reagieren können. Ihre Reaktionen sind programmiert. Sie sind programmiert, weil ein Plan existiert. Dieser Plan sieht vor, wie die Monade sich entwickelt.

Monaden können sich für bestimmte Entwicklungen entscheiden. Das können sie, weil sie Einsicht entwickeln. Sie können Einsicht in den Plan entwickeln, nach dem sie funktionieren.

Wie aber soll man auf die Nachrichten von Nr. 81 reagieren? Kein Plan ist in Sicht.

Atomuhren, Herrschaftsmaschine, Kant

Monday, April 9th, 2007

Nr. 80 hält fest, dass China in der Schweiz gleich 30 Atomuhren bestellt.

Nr. 80 lässt auch Burkhard Hirsch Stellung nehmen: „Egon Bahr hat geschrieben, Staatsraison gehe vor Menschwürde. Das ist falsch. Ohne Achtung vor der Menschenwürde verliert der Staat jede Raison. Er wird zur Herrschaftsmaschine, die man fürchten muss, aber nicht mehr achten kann.“

Herrschaftsmaschine ist ein Begriff, gegen den Kant die Vernunft setzt. Ein Staat, der Vernunft entwickelt, ist keine Maschine, sondern ein Medium der Freiheit. Damit der Staat Vernunft entwickeln kann, müssen Individuen Vernunft entwickeln. Vernunft entwickeln bedeutet, dem eigenen Willen ein Gesetz zu geben. Mir gefällt an dieser Betrachtungsweise, dass sie zur Handlung motiviert, anstatt über Ursachen zu grübeln. Lässt sich das auch für den Klimawandel, Folter und anderes Übel in der Welt nutzen? Vielleicht in dem Sinn, dass man nicht nach einem Übel sucht, dass andere Übel verursacht, sondern nach Prinzipien, mit denen jeder künftig das Übel vermeiden helfen kann.

Entstehung in Kinshasa

Monday, April 9th, 2007

Jemand eröffnet eine Tankstelle in Kinshasa. Sie floriert. Der Betreiber installiert darauf hin eine Strassenlaterne an der Tankstelle und versorgtsie mit Strom aus einem einem eigenen Generator. Im Schein der Laterne siedeln sich Bars und ein Internetcafe an. Das Hotel an der Ecke erhält Auftrieb. Leben entsteht, verdichtet sich im Umkreis der generatorgetriebenen Laterne. Filip de Boeck: Das Lachen Kinshasas. In: Lettre Frühjar 2007.

So die Runde

Wednesday, April 4th, 2007

“Kann man sich über eine Ähnlichkeit einigen? Und am Ende, was ist die Ähnlichkeit?

Die Erscheinung verbirgt uns. Die Ähnlichkeit ist Spiegelung der Erscheinungen. Gerlangen wir vermittels der Ähnlichkeit dazu,
die Identität zu durchbohren?” (Jabès)

Subversion

Friday, March 9th, 2007

Subvert until subversion.”“Umkehren bis die Umkehr erreicht ist.”“Subverter jusqu`à la subversion.”

To subvert: to turn the soil, in order to facilitate the growing of grains.*

Umkehren, umwerfen oder subvertieren? Die deutsche Sprache hat zu Subversion kein eigenes Verb etabliert, es bleibt bei dem sehr handgreiflichen Wort des Umkehrens. Für den politischen Akt der Umkehr reserviert das Deutsche “Subversion”, so als sei der politische Bereich vom Bereich der Ackerbau und -pflege getrennt, so als es gebe es einen frühzeitlichen – politisch noch nicht verdorbenen – Bereich der Umkehrung: “als man noch friedlich Ackerbau betrieb”.

Heute argumentieren wir gegenteilig: Schon auf der Ebene der Zeichen nehmen wir politische Implikationen wahr, nichts ist mehr unpolitisch.

Wie steht es um die Mathematik?

Wie politisch ist sie? Ist sie von Machtverhältnissen gekennzeichnet? Ist eine andere Mathematik denkbar und damit auch ein anderes Rechnen, Computieren und Verwenden von Rechengeräten wie dem Computer?

Wie im digitalen Zeitalter umkehren bis die Umkehr erreicht ist?

Canto XVII ?/07

Thursday, March 8th, 2007

Das Verschwinden eines 10-jährigen Knaben am 28. Februar 2002 ist Gegenstand eines Films, der im indischen Gliedstaat Guyarat verboten ist. Der Gliedstaat ist – so teilt Nr. 40 mit – fest im Griff von Hindu-Fanatikern. In diesem Gliedstaat ist der 10-Jährige vor fünf Jahren verschwunden und zwar im Chaos von Mordgeheul, blitzenden Schwertern und brennendem Hausrat.

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