Archive for 2016
Sampurna Chattarji: Anmut
Thursday, September 15th, 2016Kristalle bilden sich unter Druck
Unter Druck stürmt die Sykamore
Keine Warnung heute
Die Flut trifft nicht auf heftigen Regen
Wir können sicher die Küsten umarmen
Mit unseren Füssen im Meer paddeln
In die Winde waten
Barfuss über Felsen laufen
Im Bewusstsein nicht fortgespült zu werden
In jedem Stein steckt ein Wort
Ich sammle sie, langsam
So kann ich mich selbst versenken,
wenn die Zeit ohne morgigen Tag anbricht.
Sampurna Chattarji, Grace, deutsche Worte von Nils Röller
Headfarm: Mandelwasser
Tuesday, September 13th, 2016I Es war wie die Wogen von Mandelwasser unter den Ruderschlägen im Frühjahr. (Mykola Chwyljowyj, Elegie, Schreibheft 86, S. 122).
Headfarm: Stunde – Nunc stans
Sunday, September 4th, 2016I Stunde, stand.
I Es hiess, sie, es, er habe gestanden oder gestunden, eine Stunde hätten sie gebildet in dem Augenblick, der entstand, als sie da waren, sie, er, es.
I Glas. Fleck. Auge.
I Die Litanei der einzelnen, die da am Limmatplatz oder an einem anderen Ort waren, an der Grenze, im Zentrum, der Stadt, im Buch und es war ein Moment, ein Augenblick, in dem sich alles änderte – das Glas im Wasser – das Wasserglas, die Tropfen darin, die sich glichen und fügten zum Wasser im Glas, wie sie, die an den Grenzen, im Zentrum, sich bilden als Gruppe und wiederverteilt werden. Das geschieht.
I Denkbar wird durch die Worte nunc stans ein Augenblick, der bleibt, Stunde wird, die sich ausdehnt in der Zeit von einem Moment zum anderen, ein stehender Augenblick wird, Stunde, Fleck, Farbe, die sich ausbreitet. Sie erhält einen Rand, ein Glasrand, der wie die Küste Frankreichs sich verändert, unendlich, nur annäherungsweise messbar wird in seinen Buchten, Krümmungen und den Sandstränden, an denen sich mit jedem Wellenschlag die Trennung von Land und Wasser neu ergibt.
I Glasrand, den unsere Lippen nicht fassen können, wenn er sich zersplittert, in dem Augenblick, in dem wir trinken und den Schrecken, der dadurch entstünde, uns nicht mehr gestattet, jemals mehr ein Glas an den Mund zu setzen, nicht mehr den Moment der Frische zu spüren, das entstünde nicht mehr.
I Wäre dieser Moment doch nicht entstanden.
Sampurna Chattarji: Grace
Thursday, August 18th, 2016Crystals form under pressure
Under pressure the sycamore storms
There is no warning today
High tide will not coincide with heavy rain
We can safely hug the shores
Paddle our feet in the seas
Wade into the winds
Walk barefoot over the rocks
Knowing we will not be swept away
Inside every stone is a word
I am collecting them, slowly
So I can sink myself when it comes
The time of no tomorrow
Headfarm
Monday, August 15th, 2016I Wir finden erst Worte in uns, in unserer Farm, wenn wir Worte ausserhalb von uns gesammelt haben, das können auch Worte sein, die einzelne von uns andernorts, auf Papier, in Stein, in Magnetspeichern abgelegt haben.
I Können wir Zeichen in Steinen speichern, Zeitschichten wie Flöze unter der Erde?
I Kristalle bilden sich unter Druck.