Archive for 2007

Canto XIII ?/07

Thursday, March 1st, 2007

Es ist einfach genug. In zwei Weltkriege haben sich die Amerikaner bereits einmischen müssen, der Pazifik gehört mittlerweile Amerika, die Kulturgeschichte auch. Whitman und Pound sichern Amerika in Langgedichten die Hohheit über die Weltkultur. Ihren Cantos setzt Newman die Gesänge von 18 Lithographien entgegen.

Setzt er entgegen oder hält er schlicht inne? Innehalten ist Bedingung für Veränderung. Nicht plötzlich anrennen oder voreilig frustiert, Gemüt und Gliedmassen vor der Gewalt strecken: Nein, Atem holen und dann beharrlich einen eigenen Kurs entwickeln und halten. Newman setzt der Sinnproduktion, dem Kampf um die Weltherrschaft der Zeichen, Flächen und Farben entgegen, fängt sie ein, siebt sie aus. Was können sprachliche Zeichen angesichts der Flächen leisten?

Newman, der Sänger, hält Töne, testet und wägt ab. Er ist ein Mann der Verhältnisse. Abwägen bedeutet nicht Messen, sondern Verhältnisse zu bedenken, zu empfinden. Empfinden wird möglich, wenn das Gemüt seine gewöhnlichen Muster verlässt, überrascht wird oder sich ausruht und entspannt das Meer betrachtet, die Wüste, den Himmel, die Farben und Flächen Newman`s.

Hilft dies weiter angesichts der heutigen Zeichenproduktion? Macht es Sinn zu atmen, innezuhalten angesichts einer Meldung aus der südafghanischen Provinz Kandahar, die mitteilt, dass mindestens drei afghanische Wächter einer amerikanischen Sicherheitsfirma bei einem Anschlag getötet wurden? Zwei Wachmänner seien bei der Explosion des fern gezündeten Sprengsatzes verletzt worden (Nr. 32). Es macht Sinn, hier nach den Verhältnissen zu fragen, nach den konkreten Hintergründen.

Es macht auch Sinn zu fragen, was das bedeutet. Denn diese Fragen werden neben konkreten Antworten auch weitere Fragen aufreissen, die unser Verhältnis zur Welt betreffen, deren Geschehen unsere Fähigkeiten derzeit überfordert. Doch Überforderung war bisher immer auch eine Chance. Um sich ihr zu stellen, ist es notwendig, die Muster auszuwechseln. So verstehe ich die beharrliche Arbeit und Sorgfalt Newman`s, der uns vermittelt, dass wir anders singen lernen können.

Wednesday, February 28th, 2007

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Wednesday, February 28th, 2007

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Canto XII ?/07

Wednesday, February 28th, 2007

Etwas entgegenhalten? Einen Schirm suchen? Das gleissende Gelb abschirmen, sich vor ihm verkriechen? Newman`s Gelb stellt Fragen. Es fordert: Mut oder Bescheidenheit? Man denkt an Sonnenanbeter, die sich vor der Sonne niederknien oder an Xerxes. Der hiess seine Soldaten ein Gewässer auspeitschen, das sich nicht mit einer Brücke überqueren liess. Man möchte diesem Gelb, das nun schon den dritten Gesang beherrscht, etwas entgegenwerfen.

Vielleicht einen eigenen Gesang? Das Gelb mit Sinn bewerfen? Mit Prinzipien, Figuren, Spielen? Das wird vergeblich sein. Das Gelb wird alles verschlucken. Draller, kräftiger als wir wird es danach erscheinen. Sollen wir so vergeblich unsere Einbildungskräfte, Worte und Bilder auch den Zahlen der Toten entgegenwerfen?

Die NZZ meldet am Wochende, dass ein Toter den anderen Toten entgegengeworfen wird. Die ermordeten Soldaten der Revolutionsgarde sollen so gerächt worden sein. Von einem Anschlag auf die Garde, der elf Personen das Leben gekostet hat, berichtet Nr. 38. Wenige Nummern später erfahren wir, dass der Attentäter gefasst, verurteilt und zu Tode hingerichtet worden ist.

Gewalt wird Gewalt entgegengesetzt. Also: das Gelb des Sängers mit einem eigenen Gelb zu beschleudern und zu vertreiben? Verstehen wir doch das Gelb als Segel, das unsere Kräfte einfängt, als freundliches Segel, das sogar das Grün an seiner Seite erhebt und Wucht gewinnen lässt. Die Gesänge sammeln und bündeln dann als Segel unsere verstreuten Einbildungen und setzen uns in Bewegung.

Dieses Prinzip lässt sich auch auf die Nachrichten von Toten übertragen. Sie können dazu beitragen, dass wir unsere menschlichen Eigenschaften fokussieren und tätig werden lassen, indem wir unser Verantwortungsbewusstsein schulen.

Seidenhemd – Nah und Fern

Wednesday, February 28th, 2007

“Ein hauchdünnes weisses Seidenhemd seiner Gemahlin, der Königin, das sie auf blossem Leib zu tragen pflegte, zog er über seine Rüstung. Achtzehn solcher Hemden, von Lanzenstössen und Schwertschlägen zerfetzt, trug er später heimwärts, ehe er endgültig Abschied nahm von seiner Gemahlin, und sie trug diese Zeugen siegreicher Kämpfe auf der blossen Haut, wenn ihr Geliebter nach ritterlichen Kämpfen, in denen er so manchen Schild durchbohrte, zurückkehrte. Sie liebten einander in unwandelbarer Treue“. Parzival: I, 2: 6f.

Wednesday, February 28th, 2007

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Tuesday, February 27th, 2007

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Parzival-Teile

Tuesday, February 27th, 2007

ein kostbarer Anker auf dem Helm mit funkelnden Edelsteinen, I, 2:14;

Gewänder, die von Tränen nass werden I, 2: 15.

Tuesday, February 27th, 2007

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Tuesday, February 27th, 2007

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