Archive for the 'Mathematics' Category
So die Runde
Sunday, April 15th, 2007Die Sprache von Jabès lässt die Verletzlichkeit und die schöpferische Kraft des Sprechens, des Schreibens und des Lesens erfahrbar werden. Wer arbeitet so mit dem Computer? Wer lässt die Verletzlichkeit und schöpferische Kraft des maschinengestützten Operierens erfahrbar werden?
Können Computer verletzen?
Sunday, April 15th, 2007Das ist offensichtlich, wird man sagen. Augen werden am Bildschirm geschädigt, die motorischen Fähigkeiten verkümmern, wenn man zu lange am Computer arbeitet. Das ist eine Ebene.
Eine andere Ebene der Verletzung möchte man ebenfalls für offensichtlich halten, nämlich den Einsatz von Computern zur Vernichtung oder Beherrschung. Der Computer kann als Mittel eingesetzt werden, um andere Menschen zu verletzen. Er kann als technische Anlage den Menschen, der an ihm arbeitet, schädigen.
Doch diese Ebenen wirken oberflächlich, wenn man beginnt, Judith Butler zu lesen. Sie überliegt, wie Sprache verletzen kann. Sie fragt grundsätzlich, was Sprache ist. So grundsätzlich müsste man fragen, was Computer sind. Sind sie blosse Instrumente oder Formen, die unser Verhältnis zur Welt bestimmen? Die Sprache bestimmt unser Verhältnis zur Welt. Insofern kann die Sprache verletzen, aber auch Leben ermöglichen.
Gilt das auch für Instrumente wie den Computer oder den Kompass? Sind sie blosse Mittel oder bestimmen sie grundsätzlich unser Verhältnis zur Welt?
Thursday, April 12th, 2007
Insgesamt sollen am Large Hadron Collider acht “innere Triplets” eingesetzt werden. Ihre Aufgabe ist es, die beiden Protonenstrahlen, die in entgegengesetzter Richtung im Ringbeschleuniger zirkulieren, sehr präzise zu bündeln, bevor diese an vier Stellen im Tunnel aufeinanderprallen.
Gerechtigkeit
Wednesday, April 4th, 2007„Da nämlich die Gerechtigkeit in einer gewissen Übereinstimmung und Proportion besteht, so lässt sich ihr Sinn unabhängig von der Tatsache festhalten, ob es jemand gibt, der sie aufüber oder gegen den sie ausgeübt wird, so wie die Verhältnisse der Zahlen selbst dann wahr blieben, wenn keine wirklichen Dinge vorhanden wären, die gezählt werden, und kein Mensch, der sie zählt“. Leibniz nach Cassirer, ECW 1, S. 381
Warten
Sunday, April 1st, 2007Indem wir Abhängigkeiten bedenken, präzisieren wir unsere Freiräume. Wir können Abhängigkeiten bedenken, indem wir genauer das Wechselverhältnis von Zeit, Raum und technischen Mitteln bedenken.
Wie stellen wir sicher, dass unsere Gedanken zutreffend sind?
Es wird offensichtlich, während wir warten, dass zumindest unsere Planung schnell von der Wirklichkeit durchkreuzt wird.
Was ist das für eine Wirklichkeit, die uns darin hindert, einen Zeitplan einzuhalten? Es kann ein schlichter Planungsfehler von unserer Seite sein, wenn wir zum Beispiel nicht einberechnet haben, dass beim Umsteigen von einem Zug in einen anderen zu wenig Zeit bleibt. Es kann ein Planungsfehler von anderer Seite sein, der die Anschlüsse zwischen verschiedenen Verkehrmitteln nicht sorgfältig berechnet hat. Es kann sein, dass eine Naturkatastrophe, ein Orkan, Schneeverwehungen, Vereisungen oder Überschwemmungen das Verkehrsnetz zerstören, das wir nutzen wollen.
Wir unterstellen, dass Pläne möglich sind und müssen feststellen, dass diese Planungen manchmal nicht zutreffen. Dann suchen wir eine Ursache, die uns erklärt, warum ein Plan durchkreuzt worden ist.
So die Runde
Monday, March 26th, 2007„Ist die Ähnlichkeit im Herzen unserer Referenzen das am meisten verbreitete Kriterium des Urteils, das am meisten von den anderen akzeptiert wird und auf das sich diejenigen stützen, die versuchen, uns zu verstehen?“ (Jabès)
Computer, Mathematik, Zahl ähneln uns nicht. Man kann zwar mit den Fingern, Händen, Füssen, Zehen rechnen, doch die Zahl ist etwas, das nicht Ihresgleichen hat. Deshalb glaubt man an ihren göttlichen Ursprung. Vielleicht sind Computer, Mathematik, Zahlen zur Kommunikation geeignet, weil sie nichts Menschlichem ähneln. Weil die Mathematik eine Ordnung zwischen den Zeichen etabliert, die von Menschen nur erkannt, aber nicht gestört werden kann. Das mag der Grund sein, warum Zahlen ein göttlicher Ursprung zugesprochen wird.
Warten
Monday, March 26th, 2007Wir blicken ungeduldig auf die Anzeigen in der Wartehalle oder warten gespannt auf Durchsagen, die uns mitteilen, wann wir wieder unseren Plänen folgen können, wann der nächste Zug, wann das nächste Flugzeug uns aufnimmt und an unser Ziel bringt.
Unsere Freiheit hängt von den Verkehrsmitteln ab. Sie bestimmen unsere Möglichkeiten und Formen der Bewegung durch Raum und Zeit. Unsere Freiheit ist also an besondere Abhängigkeiten geknüpft.
Warten
Friday, March 23rd, 2007Wir erleben Differenzen. Eine Zeit ist anders als die andere. In der einen bin ich im Plan, bewege mich entsprechend meiner Absichten, in der anderen bin ich gezwungen, Zeit zu verbringen. Innerhalb dieser zwei Zeiten verbergen sich weitere. Je nach dem, wie ich die Zeit organisiere, ob ich lese, telefoniere oder schlafe.
Identisch nennt ein Philosoph zwei Dinge, von denen dasselbe ausgesagt werden kann. Das gilt nicht für die zwei Zeiten. Jedenfalls nicht auf dieser Ebene. Wir empfinden auf dieser Ebene einen Widerstreit zwischen unserer Absicht, wie wir die Zeit nutzen möchten und wir Zeit tatsächlich verbringen müssen. Es ist dieselbe Zeit, die wir verbringen an einem bestimmten Nachmittag, an dem ein Hurrikan wie Katrina oder ein Orkan wie Kyrill oder eine der vielen Drohungen von terroristischen Anschlägen das Schienennetz stört und Flüge verhindert.
Die Zeit könnten wir, sollten wir, wollten wir anders verbringen. Jene Stunden, die sich zu einem langen Abend und einer noch längeren Nacht verbinden, die unfreiwillig verbracht werden muss, wollten, sollten, könnten wir doch anders verbringen. Die Zeitplanung ist aufgehoben. Es herrscht ein Ausnahmezustand.
Das Buch der Ähnlichkeiten
Friday, March 23rd, 2007„Die Unlesbarket steht am Ende der Lesbarkeit, die verliert.“ (Jabès)
Der Computer liest für uns. Er übersetzt den Code. Er führt Operationen aus. Mit den Ergebnissen der Operationen arbeiten wir. Wir führen die Operationen nicht selbst aus. Wir rechnen nicht selbst. Wir kombinieren und lesen die Symbole nicht mehr. Wir verlieren die Fähigkeit zu lesen. Rechnungen, symbolische Operationen, die wir Menschen selbst angelegt haben, werden für uns unlesbar. Lesbarkeit, die wir verlieren. Lesbarkeit, die sich verliert.