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Ränder II
Monday, November 27th, 2006Von den eigenen Rändern an den Weltenrand. Im 27. Gesang des Paradieses verlässt Dante, von Beatrice geführt, den Fixsternhimmel und gerät an den äussersten Rand, die neunte Schale, den Kristallhimmel, auch Primum Mobile genannt, das von Gott selbst, und damit die ganze Erdkugel, in Bewegung versetzt wird, also den Ursprung aller Naturprozesse darstellt. Und hier beginnt auch die Zeit:”Und wie die Zeit lässt ihre Wurzeln nässen/In diesem Topf (dem Kritallhimmel), das Laub an andern Stellen,/Kannst du von heut an nicht mehr vergessen”. Damit geht auch die Unschuld verloren: “Es wachsen Glück und Unschuld nur am Baume der Kindheit noch…”So klagt Dante-
Beginnt hier das Schreiben, Malen, Kritzeln, die Suche, die nach Kindheit und Kindlichkeit, oder mit Kleist:”…müssen wir vom Baum der Erkenntnis essen, um in den Stand der Unschuld zurückzufallen?”.
Über Dantes Primum Mobile berichtet ein auch eben erschienenes Buch mit ebendiesem Titel, Primum Mobile, das zurückgeht auf die arabische Kosmologie; die Bewegung, die es aufnimmt, wird hier gedeuetet als Big Bang. Und dieses wiederum als Symbol des selbst. Würde heissen mit der Astrophysik hinein in die Danteinterpretation, womit Natur- und Geisteswissenschaften endlich versöhnt oder gar verheiratet wären: welch eine seltsame Kopulation. Aber damit hätte der Sex endlich zur Mathematik gefunden.
Ränder
Saturday, November 25th, 2006Tagebuch? Journal der Befindlichkeiten, zum Beispiel dieser: das Gefühl wegbrechender Ränder; ein Buch ist weg, drei Jahre Arbeit. Leere bleibt. Weggeschmolzenes Leben, in Bilder gekeltert, Wahrnehmungen in Sprache aufgelöst, auch Erfahrungen (nicht Erlebnisse). Wohin geht das jetzt. Nicht einmal mehr ein Drucker ist fassbar. Die Bilder sind Text geworden, weggesaugt. Zurück bleibt die Leere, der Mangel, als hätte mich das Motto eingeholt: Es fehlt etwas, ich habe keinen Namen dafür (Büchner), möglich wäre auch Beckett:Ich werde suchen, was fehlt, es ist unerträglich auf die Dauer. Schreiben, umsetzten als Suche, die am Ende neue Lücken auftut, Abgründe, die in einen hinabblicken, gähnend. Und nichts bleibt, als das neue Suchen, oder nochmals Büchner: Ich bin immer nur eins: ein ununterbrochenes Sehnen, eine Glut, ein Strom.
Einer, an dem man selber verbrennt?
Herbstzeilen
Wednesday, November 15th, 2006Erste Zeilen in diesen Herbst hinein:neue Wege zu einem Thema: ein Wörtersee am Wörthersee.