Ränder II

Von den eigenen Rändern an den Weltenrand. Im 27. Gesang des Paradieses verlässt Dante, von Beatrice geführt, den Fixsternhimmel und gerät an den äussersten Rand, die neunte Schale, den Kristallhimmel, auch Primum Mobile genannt, das von Gott selbst, und damit die ganze Erdkugel, in Bewegung versetzt wird, also den Ursprung aller Naturprozesse darstellt. Und hier beginnt auch die Zeit:”Und wie die Zeit lässt ihre Wurzeln nässen/In diesem Topf (dem Kritallhimmel), das Laub an andern Stellen,/Kannst du von heut an nicht mehr vergessen”. Damit geht auch die Unschuld verloren: “Es wachsen Glück und Unschuld nur am Baume der Kindheit noch…”So klagt Dante-

Beginnt hier das Schreiben, Malen, Kritzeln, die Suche, die nach Kindheit und Kindlichkeit, oder mit Kleist:”…müssen wir vom Baum der Erkenntnis essen, um in den Stand der Unschuld zurückzufallen?”.

Über Dantes Primum Mobile berichtet ein auch eben erschienenes Buch mit ebendiesem Titel, Primum Mobile, das zurückgeht auf die arabische Kosmologie; die Bewegung, die es aufnimmt, wird hier gedeuetet als Big Bang. Und dieses wiederum als Symbol des selbst. Würde heissen mit der Astrophysik hinein in die Danteinterpretation, womit Natur- und Geisteswissenschaften endlich versöhnt oder gar verheiratet wären: welch eine seltsame Kopulation. Aber damit hätte der Sex endlich zur Mathematik gefunden.

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