Archive for 2007
Das Buch der Ähnlichkeiten
Tuesday, March 20th, 2007„Der Mensch ist Gott, wo Gott Sich Mensch macht, in der Ähnlichkeit.“
(Jabès)
Dass Menschen zählen können, sehen manche als göttliche Gabe an. Der Computer ist nach dieser Ansicht eine Konsequenz der göttlichen Gabe. Wem ähneln Zahlen, das Zählen und das Rechnen und Computer? Gott, dem Menschen oder der Welt? Vielleicht entsteht Göttlichkeit erst, weil es Zahlen gibt. Weil es Zeichen gibt, die unendlich oft miteinander verbunden werden können. Weil es Wiederholung gibt.
Warten
Monday, March 19th, 2007Wir sind in der Zeit. Dann fallen wir aus der Zeit, fallen in eine Zeit der Ungewissheit und des Wartens. Ein Zug verspätet sich, ein Flugzeug kann nicht starten, unser Zeitplan gerät aus den Fugen und wir haben plötzlich eine Zeit, die wir nicht wollten.
Wir lehnen diese Zeit ab und möchten zurück in unseren Rhythmus, möchten unseren Zeitplan einhalten, unsere Ziele in gewohnter Zeit erreichen. Wir kalkulieren, telefonieren, wir informieren uns, um die Wartezeit, die uns plötzlich zugemutete Zeit zu verkürzen und in unseren Zeitplan zurückzufinden. Mehrere Formen der Zeitgestaltung sind nun im Spiel.
Vielleicht fügen wir uns, versuchen die Wartezeit zu nutzen. Wir beginnen zu lesen, schreiben, sehen anderen Wartenden zu, messen die Zeit ab. Die Wartezeit kann gewiss oder ungewiss sein. Sie wird vielleicht nicht planbar sein. Sie ist zum Beispiel nicht berechenbar, wenn etwas im Verhältnis von Natur, Technik und Mensch nicht stimmt. Dann, wenn ein Unglück eingetreten ist. Das Unglück der anderen bedeutet für uns, dass die Verbindungen, die wir vorgesehen haben, nicht funktionieren, auf absehbare Zeit nicht funktionieren und auch uns in eine unglückliche Lage versetzen
Faun, hüpfend
Friday, March 16th, 2007Das Buch der Ähnlichkeiten
Friday, March 16th, 2007„Das Buch ist Ort der Macht Gottes und ist zugleich der Ort, an dem Gott Macht verliert: der Ort zugleich Seiner grössten Macht und Seiner demütigen Kapitulation“ (Jabès)
Der Computer ist Ort der Macht des Menschen und zugleich der Ort, an dem der Mensch Macht verliert: der Ort seiner grössten Macht und seiner Kapitulation. Der Computer ermöglicht die Kontrolle und Steuerung der Natur, der Technik und der Menschen. Er ist ein Instrument der Ermächtigung und ein Instrument der Unterwerfung. Schneller, sicherer, zuverlässiger operiert das Gerät mit Zahlen im Dienste der Menschen, langsamer, unsicherer, unzuverlässiger wird der Mensch gegenüber der Maschine im Dienste des Menschen. Diese Demütigung ist eine Chance zu fragen, was den Menschen ausmacht: Sicherheit, Geschwindigkeit oder Unberechenbarkeit, Stockungen? Wäre es klug, den Computer zu meiden, ihn, das mächtigste Produkt des Menschen, Ausdruck der Göttlichkeit des Menschen?
„Der Mensch ist Gott, wo Gott Sich Mensch macht, in der Ähnlichkeit.“
Siehe auch: Röller, Nils (Hrsg.): Migranten – Edmond Jabès, Luigi Nono, Massimo Cacciari. Berlin 1995: Merve