Archive for February, 2007

Waldvernichter, geboren in Afrika

Wednesday, February 14th, 2007

“Als ihre Zeit gekommen war, gebar die Herrscherin * einen zwiefarbenen Sohn, an dem Gott ein Wunder getan hatte; seine Haut war nämlich weiss und schwarz gescheckt. Die Königin bedeckte seine weissen Hautstellen mit Küssen. Feirefiz von Anjou nannte die Mutter das Kind und ihr Sohn wurde ein Waldvernichter; so viele Lanzen und Schilde durchstach er. Haar und Haut waren bei ihm weiss und schwarz gefleckt wie das Gefieder einer Elster”.* (more…)

Canto IV ?/07

Wednesday, February 14th, 2007

Schwarz auf Schwarz, wirkt wie Blau auf Schwarz. Schwarz wird Blau. Blau wird Schwarz. Schwarz wird weiss? Nein, aber die Kontraste bleiben, die Relation der Unterscheidung bleibt. Das Unterscheidende hebt die Unterschiedlichkeiten des einen und des anderen vor. Unterschied ist als Beziehung denkbar, kann damit in eine Logik eingegliedert werden, wird zum Muster, verliert an Problematik. Dennoch verblüffen die Kippmomente in Newman`s Cantos. Die Stelle von Hellweiss nimmt ein leuchtendes Hellblau ein, dann ein Schwarz. An ihren Rändern lassen die Farbgrenzen Überschreitungen wahrnehmbar werden. Die Wahrnehmungen schwappen von einer Fläche zur anderen Fläche über.

Die unterschiedenen Farbflächen stehen in einem Wechselverhältnis, das sich vielleicht wahrnehmungsphysiologisch begreifen lässt, das sich aber nicht dem Willen des Betrachters beugt. Es beugt sich auch nicht die Ungerechtigkeit dem Willen derjenigen, die sie wahrnehmen wollen. Will man wahrnehmen, entzieht sich das, was aus der Welt berichtet wird, dem Verständnis. Es muss sich dem schnellen Verständnis entziehen, denn menschliches Leid ist etwas Ungeheures, etwas nicht Tolerierbares. Das heisst nicht, dass das Denken vor dem Ungeheuren kapituliert und sich senil damit abfindet. Nein. Doch viel zu leicht nehmen wir zur Kenntnis, nehmen die Unermesslichkeit der Grausamkeiten nicht wahr, nehmen noch nicht einmal wahr, dass disie unermesslich sind und damit geben wir dem Denken nicht die gebührliche Chance, sich damit zu beschäftigen. Es kann sich dann noch nicht einmal daran erproben. Die NZZ Nr. 19 berichtet vordergründig von der Auslieferung mexikanischer Verbrecher an die USA. Klar konturiert erscheinen zwei Schraffuren:

– Osiel Cardenas Guillén, Chef des Kartells des Golfs von Mexiko, sitzt seit 2003 in einem Hochsicherheitsgefängis und scheint von dort sein Imperium dank Kurieren und Handys unbehindert weiter verwaltet zu haben.

– Im vergangenen September unterbrachen Männer in Militäruniformen eine nächtliche Party und warfen blu..ge K…e von Ent…..eten auf die Tanzfläche.

Diese Schraffuren heben sich ab vor einem ungeschilderten Hintergrund, den wir noch nicht einmal wahrnehmen, nicht einmal sehen, dass dieses Schwarz oder dieses Hellblau oder dieses Hellweiss sich erheben vor einem anderem Schwarz, vor einem noch anderen Schwarz oder vor einem Beigeweiss. Wendungen wie “unbehindert” oder “unterbrachen” sind Hinweise, dass die Schraffuren in einen Kontext eingebunden sind, der uns jedoch entgeht, wenn wir nur die Ungeheuerlichkeit zur Kenntnis nehmen. Die nehmen wir auf dem Hintergrund unseres Interesses an Neuigkeiten, nur vor dem Hintergrund unserer Gewohnheit wahr. Ungewohnt wird der europäische Hintergrund des Empfindens, wenn er sich an die Schwellenzeit des Mittelalters erinnert, da Araber und Christen im Mittelmeerraum sich kämpfend begegneten und Geschichten daraus gesponnen wurden. Gesponnen wurde dabei auch die Geburt des Feirefiz von Anjou.

Tuesday, February 13th, 2007

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Descartes – der entscheidende Zug des cogito wird meist übersehen

Tuesday, February 13th, 2007

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Vektoren, Spuren, Navigation

Tuesday, February 13th, 2007

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Navigo, ergo….? Ein bischen. Immerhin finde ich mich via GPS. Die Orientierung in japanischen Städten ist nicht leicht. Die Strassen haben keine Namen, dafür ist aber alles in Kasten und Kästchen und Unterkästchen eingeteilt. Land, Stadt, Stadtteil, Bezirk, Block, Haus, Apartment. Selbst die Taxifaher irrten lange Zeit in der Stadt umher und mussten sich von ihren Fahrgästen an die richtige Adresse leiten lassen. Bis es eines Tages in den 90er Jahren GPS und elektronische Karten und Zielführungssoftware erschwinglich wurden.

Mein Garmin GPS, weil Produkt einer taiwanesisch-amerikanische Firma, liefert zwar Seekarten mit verlaeslichen Tiefen-(und Untiefen-) Angaben fuer japanische Küstengewässer, aber keine Strassenkarten. (Die Firma hatte wohl keine Lizenz fuer die komplizierten japanischen Strassen erwerben koennen.) Allerdings zeichnet das Gerät meine Fahrten auf. So ist meine Karte von Tokio autogen: nur die schon abgefahrenen Routen sind verzeichnet. Da weiss man, wo man war.

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Canto III ?/07

Tuesday, February 13th, 2007

Die porösen Grenzen von Kontrasten interessieren. Hier wechselt der Vordergrund in den Hintergrund. Hier entwickeln sich Bewegungen, die Denkfiguren ermöglichen. Der Fall von Mahar Arar (NZZ Nr.28)ist umgeben von einem schweigsamen Dunkel. Sein Fall erhellt das umgebende Dunkel. Sein Fall ist zugleich dunkel. Der Alptraum begann im September 2002, als er während einer Zwischenlandung in New York verhaftet und trotz Pochen auf seine kanadische Staatsbürgerschaft in sein Geburtsland Syrien verfrachtet wurde, wo man ihn fast ein Jahr lang festhielt und folterte. Nach seiner Freilassung, die er dem von seiner Frau mobilisierten Druck der Medien und politischen Instanzen verdankt, begann sein langer Kampf um die Rehabilitierung. Der kanadische Staat sprach ihm dieses Jahr eine Entschädigung von 11, 5 Millionen Dollar. An diesem Bericht nehme ich das Wort “folterte” als Pore wahr. Sie weitet sich über meine Vorstellungskraft hinaus: Schreie, Hoffnungslosigkeit, Entsetzen, Entsetzen, Entsetzen breiten sich in meinem Bewusstsein aus. Das Gefühl von Ohnmacht ist unvorstellbar, man möchte nicht begreifen, dass dies jedem widerfahren kann. Die andere Pore, die ich wahrnehme, setzt sich aus den Worten “dem von seiner Frau mobilisierten Druck der Medien und politischen Instanzen” zusammen. Ihnen muss ich künstlich Raum geben, sonst ist sie schnell in ein Muster verschlossen, das nichts mehr vermittelt, weil es zu schnell abgespeichert wird. Doch gilt es auch dies geeignet wahrzunehmen und sich die Kaskaden von Anrufen vorzustellen, das Bangen auf Rückrufe, die emails, die ausbleibenden Antworten, dann der kaum zu glaubende Durchbruch, der wieder enttäuscht wird, weil Medienvertreter und Politiker etwas versprechen, was sie nicht halten können. Beide Poren sind wahrnehmbar, können zu Vorstellungen führen. Die meisten Poren bleiben den Wahrnehmungen verborgen. Newman`s Farbflächen schulen den Blick für Übergänge, die Lithographien der Cantos schulen den Blick für Unebenheiten bei den Grenzverläufen.

Tuesday, February 13th, 2007

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Monday, February 12th, 2007

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Diesel – Is climate change

Monday, February 12th, 2007

sex-y ?, mit dieser Frage wirbt das Modelabel Diesel. (more…)

Canto II ?/07

Monday, February 12th, 2007

Hellblau strahlt ein Balken auf schwarzem Grund. (more…)