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Magnetic power:„Unter der Menge der Magnethen /
Tuesday, November 1st, 2011so mir durch die Hand gangen / umb Untersuchung zu machen / habe ich allzeit beobachtet / dass einer von den Polis viel stärcker als der ander / und ungemein [zu [?]] finden / welch gleiche Polos in der Stärcke haben: auch seynd diese Poli offtmahlen einander schnurstracks entgegen / wann man nemblich sich eine Linie einbildet / die recht mitten durch den Magneth gehet / so wird ein jeder Polus mit einem an dieser Linien eintreffen / nach Anweisung beystehender Figur“. [ A.A., Magnetologia, S. 9f.] … und der jenige [Magneth] wird am kräfftigsten seyn / welcher die meiste Öffnung oder Dämpflöchlein hat / dadurch das Magnetische Wesen durchtringen kann. (A.A., Magnetologia, , S. 27)
A.A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. 10 #.
A.A., Traitté de l’aiman : divisé en deux parties, la première contient les expériences & la seconde les raisons que l’on en peut rendre / par Mr. D (Amsterdam: Henry Wetstein, 1687) ETH Zürich, Alte Drucke , Rar 5054, Fig. 10
M.: Bitte klickt einmal auf das obere Bild. Es wird dann schärfer. Ich möchte Euch darauf hinweisen, dass die Kupferstiche der deutschen Ausgabe überarbeitet sind.
D.: Bevor Du uns noch auf irgendetwas hinweist, möchte ich klären, warum Du mit „power“ diesen Post titelst, wo doch nur von der Stärke die Rede ist, also von der „strenght“.
M.: Die Stärke eines Magnets ist Ausdruck seiner Kraft. Sie wird kosmisch durch Partikelströme erklärt, die von der Sonne ausgestossen werden
H.: Bietet uns das etwas, um über die Gegenwart nachzudenken?
J.: Der heutige Kosmos ist vergleichbar mit der allgemeinen radioaktiven Verstrahlung durch Atomkraftwerke, die leck schlagen.
R.: Habt ihr gemerkt, dass die Kategorien verändert wurden. Dreimal wurde „direction“ durch „polarity“ ersetzt?
D.: Merkst Du eigentlich welche Bilder hier entstehen? Ich möchte Dich bitten, Dich genauer zu Ihnen zu äussern.
R.: Sehr schön.
D.: Das ist leider sehr wenig.
Finding the poles by means of needles on a sheet (glass or metal): „Dessgleichen kan man auch kleine Stücklein von Nadelen
Monday, October 31st, 2011auff ein glatte Glass legen / oder auf ein anderes metallenes ebenes Blech / ausgenommen Eysen / unter welchem haltet man einen Polum des Magneths denen Stücklein Nadelen entgegen / so werden sie sich einer Seits auffheben / und nach deme man den Polum verwendet / werden auch diese Nadelen ihre Seiten verkehren / also dass man sie auf dem Blech kan machen fortgehen / nach Bewegung des darunter gehaltenen Magneths [A.A., Magnetologia,S. 9] … Die Ursach auff so unterschiedliche Weiss die Polos des Magneths zu entdecken / ist leicht zu geben / weilen allezeit eben dasselbige Magnethische Wesen ist / das da auss einem Polo des Magneths ausgehet / um durch den andern hinein zu tringen / die poros der Stahelfeylung antrifft / durchtringt / und gleich den Polis des Magneths wendet / gleichwie das Magnetische Wesen der Erden die Polos des Magneths der Erden ihrigen gleich wendet / wann der Magneth frey ungehindert der Bewegung dieses Wesens folgen kan.“ (A.A., Magnetologia, S. 27)
A.A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. 9 #.
J.: Künstler sezieren Eindrücke und stellen sie wieder in Bildern zusammen; der anonyme Autor der Magnetologia gliedert Beobachtungen, die er mit Magnetsteinen, Eisen und Nadeln anstellt, schreibt darüber und lässt Kupferstiche dazu anfertigen.
D.: Das ist mir zu einfach. Ich denke, dass unterschiedliche Techniken zu unterschiedlichen Wahrnehmungen führen: Die Mittel der Malerei und der Zeichung lenken die Aufmerksamkeit auf Poren; Foto und Video konfrontieren mit der Frage des Ausschnitts, bzw. der Kamera und der Hand, die im Bild erscheinen oder nicht; die digitale Zeichnung führt immer Fragen der Konstruktivität, der Relation von Zeichen zu Zeichen mit sich.
R.: Das ist mir zu einfach. D. scheint jede intermediale Reflexion abzugehen. Wenn ich sage, die Schrift ist allem vorgängig …
D.: Dann ist das sehr einfach …
M.: Ich würde gerne konkreter werden, und zwar die Magnetologia genau lesen. Sie legt eine Aneignung bestehendes Wissesn, in Zeichnungen kodierten Erfahrungen vor.
J.: Ich glaube, dass die Magnetologia eine Chance ist, uns selbst als Fühlorgane, als Medien zu begreifen. Das denke ich nicht vor dem Hintergrund einer mystischen Tradtion, sondern aus Interesse an einem medialen Realismus.
Finding the poles of a magnet with a needle: „… nimbt man ein Nähnadell /
Sunday, October 30th, 2011leget solche auff ein Stück Magneth / und die Nadell wird sich auf die wahrhafftige Theil oder Polos wenden [A.A., Magnetologia, S. 9] … Die Ursach auff so unterschiedliche Weiss die Polos des Magneths zu entdecken / ist leicht zu geben / weilen allezeit eben dasselbige Magnethische Wesen ist / das da auss einem Polo des Magneths ausgehet / um durch den andern hinein zu tringen / die poros der Stahelfeylung antrifft / durchtringt / und gleich den Polis des Magneths wendet / gleichwie das Magnetische Wesen der Erden die Polos des Magneths der Erden ihrigen gleich wendet / wann der Magneth frey ungehindert der Bewegung dieses Wesens folgen kan.“ (A.A., Magnetologia, S. 27)
A.A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. 8 #.
Finding the poles of a magnet: „Ein andere Anleithung des Magneths Polos zu erkennen …
Saturday, October 29th, 2011nachdeme man auch beobachtet / dass wann man einen Magneth mit Eysen Feylspähn bedecket / solche an gewissen Orthen mehr anhencken als an andern / da wurde ein Stück Magneth auff ein durchgelöchertes Papyr gelegt / also dass die Helffte des Magneths zu sehen wäre / in gewisser Höhe liesse man Eysen-Feylspähn um den Magneth fallen / und erfuhre / dass die Eysene Feyelspähn sich herumb in halbe Circul getheilet / deren eusserste Theil bey den Polis zusammen kommen / desgleichen / dass alle Abfeilung die Spitzen nach dieser Gegend gewendet / gleich als wollten sie den Weeg nehmen / sich zusammen zu fügen / wo es dann die Schwähre allein verhindert / dass sie auff den andern Seiten sich nicht an einander hencken / nach Anweisung beygesetzter Figur [A.A., Magnetologia, S. 8f.] … Die Ursach auff so unterschiedliche Weiss die Polos des Magneths zu entdecken / ist leicht zu geben / weilen allezeit eben dasselbige Magnethische Wesen ist / das da auss einem Polo des Magneths ausgehet / um durch den andern hinein zu tringen / die poros der Stahelfeylung antrifft / durchtringt / und gleich den Polis des Magneths wendet / gleichwie das Magnetische Wesen der Erden die Polos des Magneths der Erden ihrigen gleich wendet / wann der Magneth frey ungehindert der Bewegung dieses Wesens folgen kan.“ (A.A., Magnetologia, S. 27)
A.A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. 7 #.
Zeitgleich mit der Magnetologia: Feldlinien in Sturms Physik (Fig. L III):
Johann Christoph Sturm, Physica electiva sive hypothetica (Nürnberg : W.M. Endter, 1722-1730), Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 964, p. 748.
Spätere Ausdifferenzierung der Experimente mit Eisenfeilspänen bei Peter van Mussenbroek:
Peter van Mussenbroek, Dissertatio physica experimentalis de magnete (Zuerst Löwen 1729; Wien: Johann Th. Trattener, 1754), Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 904 G , Tab. 03, Fig. 3.
Peter van Mussenbroek, Dissertatio physica experimentalis de magnete (Zuerst Löwen 1729; Wien: Johann Th. Trattener, 1754), Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 904 G , Tab. 04.
Philosopher observing magnetic poles and magnetic direction: „Als die Philosophi oder Naturkundige die Eigenschafften des Magneths untersuchen wollten /
Thursday, October 27th, 2011und von wegen anderer Sachen / wie wir erzehlen werden / einen Untersuch thaten / erfuhren dieselbe ohngefähr eine Sache / welche nimmermehr durch den Verstand noch vorgesehen / noch endecket hat werden können / dann als sie den Magneth ohne gewisses Vorhaben auf dem Wasser mit seinem Schifflein schwimmen liessen / haben sie beobachtet / dass er allezeit bezeichnete die Seiten der Welt / so wir Nord und den Gegentheil Sud oder Mittag benennen. Diese 2. beobachtete Seiten auf dem Magneth haben sie dessen Polos genennet / die Linie aber/ dessen Axia, gleich den Polis und den Axi der Erden / wie auf beygesetzter Abbildung zu ersehen … [A.A., Magnetologia, S. 8] … Aus diesem Grund [Beschreibung von Fig. A.:] hencke man einen Magneth / oder lasse solchen in einem Geschirr oder Schiflein schwimmen / nach vor angezogener Beschreibung / damit er sich frey umbtrehen könne / so ist gewiss / dass das Magnethische Wesen / welches umb die Welt herum schwebet / und den Magneth in dem Weg antrifft / solchen umtrehen werde / bis dessen pori gleich kommen der Bewegung dieses Wesens / so als dann unaufhörlich ein- und durchdringend den Magneth in gleichem Stand mit der Erd halten wird / und machen / dass die Polis gleich der ihren gerichtet bleiben.“ (A.A., Magnetologia, S. 25f.)
A.A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. 6 #.
A.A., Traitté de l’aiman : divisé en deux parties, la première contient les expériences & la seconde les raisons que l’on en peut rendre / par Mr. D (Amsterdam: Henry Wetstein, 1687) ETH Zürich, Alte Drucke , Rar 5054, Fig. 6.
D. Die Kupferstiche der französischen Ausgabe weichen wiederholt von Kupferstichen der später erfolgten deutschen Übersetzung ab.
M.: „Aus diesem Grund“, der Autor entwickelt am Beginn des zweiten Teils eine Theorie. Wir werden darauf zurückkommen. Hier möchte ich stellvertretend für die Argumentation des Autors zunächst die Abbildung posten, die er der Erklärung beifügt.
A.A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. 29 # auch Fig. A.
Mutual (recurrent) magnetic movement: „ … würde dem Magneth / so in dem kleinen Gefäss oder Schiffleicn lage / ein anderer Magneth vorgehalten und geschahe gleichwie mit dem Eysen oder Stahel /
Wednesday, October 26th, 2011dann der im Schifflein ligende Magneth bewegte sich / mit dem vorgehaltenen Magneth sich zu vereinigen … [A.A., Magnetologia, S. 8] … Desgleichen geschicht / wo man einen Magneth einem andern entgegen haltet / dieweiln alsdann das aus dem einen aufdämpfende Magnethische Wesen / in dem andern bequeme poros findet / in Menge hinein zu tringen / und beyde vereiniget; und zwar der jenige / welcher frey ungehindert sich bewegen kan / wird sich zu dem andern begeben / doch also / dass wann beyde Magnethen einander in Freiheit / Gewicht und Kräfften gleich sind / ein jeder etwas von dem Weg zurück legen werde / dessentwegen man mit Warheit sagen kann / die Vereinigung zwischen dem Eysen und Maegneth / wie auch zwischen beiyden Magnethen seye wiederkehrig.“ (A.A., Magnetologia, 2. Theil, Cap. IV, S. 24)
A.A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. 5 #.
M.: Apropos Fig. 5. Ab dieser Abbildung weicht die Nummerierung, die auf den Darstellungen zu sehen ist, von der Nummerierung der Verweise auf diese Darstellungen, die im Textteil erfolgt, ab. Das markieren wir hier mit dem Zeichen “#”.
Attraction or coition: What attracts what? „Dass die Vereinigung des Eysens mit dem Magneth gleich seye /
Tuesday, October 25th, 2011und man auch sagen könne / das Eysen vereinige sich mit dem Magneth / auch / ein Magneth vereinige sich mit dem anderen Magneth … Damit man die Erfahrung gewinne / als muss die Bewegung des Magneths erleichtert werden / in deme man denselben legt in ein Schifflein / oder anders leichtes Geschirr von Silber / Kupfer / Holtz / Baumrinde oder ander beliebiges Werck nach Proportion der Grösse des Magneths / damit er schwimmen könne / wann man nun diesem freyen schwimmenden Magneth ein Messer oder ander Stück Eysen oder Stahel in gewisser Ferne vorhaltet/ alsdann wird der Magneth das Schifflein auf dem Wasser forttreiben / umb sich mit dem gezeigten Eysen oder Stahel vereinigen zu können [A.A., Magnetologia, S. 7] … Wann man einmahl begriffen / wie dass das Magnethische Wesen / so in Menge auss denen Polis des Magneths geht / durch den Durchtrib der Dampfflöchlein des Eysens / beyde vereinige: alsdann ist auch leichtlich zu begreiffen / dass wann das Eysen und Magneth in gewisser Weithe von einander seyn / dass eines von diesen beyden / so sich frey ungehindert wird bewegen können / nemblich auffgehenckt oder in einem Schifflein auf dem Wasser / seinen Orth verlassen / und mit dem andern vereinigen / auch wann beyde gleiches Gewichts in besonderlichen Schifflein schwimmen / ein jedes etwas von dem Weg zurück legen werde.“ (A.A., Magnetologia, S. 24)
Bild: [ZB Magnet 7] A.A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig.4.
Headfarm:
J.: Kann mir jemand sagen, was ein Magnetisches Wesen ist?
D.: Ein Stein mit einem gefaltetem Gesicht, ein Steingnom, ein Stein mit einer Seele.
J.: Mit einer alten Seele? Runzlig die Seele?
Realometer: Mit Hilfe der Magnetologia erschreibe ich mir eine neue Seele, eine Seele, die den Spannungen der Gegenwart gerecht wird. Jean Paul bietet mir ein Programm, eine Struktur, die ich ausbauen möchte.
H.: Programm ist doch ein griechisches Wort. Du solltest jetzt einen Cent an den griechischen Staat überweisen, für jedes griechische Wort, das wir den Griechen verdanken, sollten wir jetzt etwas zahlen.
R.: Du solltest einen Euro zahlen, denn Du verwendest die griechische Logik, ach ich ja auch gerade, also stehe ich nun bei einem Euro einem Cent. Um meine Ausgaben nicht weiter zu erhöhen zitiere ich:
„Ich nehme meinen historischen Faden wieder auf und befrage den Leser: was hält er von … [des Helden] Weiber-Liebhaberei? Und wie erklärt er sich sie? – Wahrhaft-philosophisch versetzt er [wer, der Leser, also ihr? oder du?]: ‚Aus … [ihr [der zuvor erwähnten, aber hier nicht eingeführten Klotilden]]: sie hat ihn durch ihr Magnetisieren mit der ganzen Weiber-Welt in Rapport gesetzt; sie hat an diesen Bienenschwarm geklopft, nun ist kein Rennen mehr. – Ein Mann kann 26 Jahre kalt und seufzerlos in seinem Bücherstaube sitzen; hat er aber den Äther der Liebe einmal eingeatmet; so ist das eirunde Loch des Herzens auf immer zu, und er muss heraus in die Himmelluft und beständig nach ihr schnappen…“ (Jean Paul, Hesperus, 11. Hundsposttag).
M.: Da bin ich sehr dankbar. Bei Jean Paul wird das Magnethische Wesen, von dem A.A. schreibt, mit dem Äther gleichgesetzt. Es stiftet unter bestimmten Bedingungen Verbindungen zwischen den Geschlechtern.
D.: So wie die gefurchten Partikel Descartes‘ einander durch die Gänge der Erde stossen?