Finding the poles by means of needles on a sheet (glass or metal): „Dessgleichen kan man auch kleine Stücklein von Nadelen
auff ein glatte Glass legen / oder auf ein anderes metallenes ebenes Blech / ausgenommen Eysen / unter welchem haltet man einen Polum des Magneths denen Stücklein Nadelen entgegen / so werden sie sich einer Seits auffheben / und nach deme man den Polum verwendet / werden auch diese Nadelen ihre Seiten verkehren / also dass man sie auf dem Blech kan machen fortgehen / nach Bewegung des darunter gehaltenen Magneths [A.A., Magnetologia,S. 9] … Die Ursach auff so unterschiedliche Weiss die Polos des Magneths zu entdecken / ist leicht zu geben / weilen allezeit eben dasselbige Magnethische Wesen ist / das da auss einem Polo des Magneths ausgehet / um durch den andern hinein zu tringen / die poros der Stahelfeylung antrifft / durchtringt / und gleich den Polis des Magneths wendet / gleichwie das Magnetische Wesen der Erden die Polos des Magneths der Erden ihrigen gleich wendet / wann der Magneth frey ungehindert der Bewegung dieses Wesens folgen kan.“ (A.A., Magnetologia, S. 27)
A.A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. 9 #.
J.: Künstler sezieren Eindrücke und stellen sie wieder in Bildern zusammen; der anonyme Autor der Magnetologia gliedert Beobachtungen, die er mit Magnetsteinen, Eisen und Nadeln anstellt, schreibt darüber und lässt Kupferstiche dazu anfertigen.
D.: Das ist mir zu einfach. Ich denke, dass unterschiedliche Techniken zu unterschiedlichen Wahrnehmungen führen: Die Mittel der Malerei und der Zeichung lenken die Aufmerksamkeit auf Poren; Foto und Video konfrontieren mit der Frage des Ausschnitts, bzw. der Kamera und der Hand, die im Bild erscheinen oder nicht; die digitale Zeichnung führt immer Fragen der Konstruktivität, der Relation von Zeichen zu Zeichen mit sich.
R.: Das ist mir zu einfach. D. scheint jede intermediale Reflexion abzugehen. Wenn ich sage, die Schrift ist allem vorgängig …
D.: Dann ist das sehr einfach …
M.: Ich würde gerne konkreter werden, und zwar die Magnetologia genau lesen. Sie legt eine Aneignung bestehendes Wissesn, in Zeichnungen kodierten Erfahrungen vor.
J.: Ich glaube, dass die Magnetologia eine Chance ist, uns selbst als Fühlorgane, als Medien zu begreifen. Das denke ich nicht vor dem Hintergrund einer mystischen Tradtion, sondern aus Interesse an einem medialen Realismus.