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Direction of moving particles: „Nun aber setzen wir hinzu

Monday, November 21st, 2011

„Nun aber setzen wir hinzu / dass ein jeder Magneth auch / gleich wie die Erde ein Magnethisches Wesen habe / welche er mit aus dem Bergwerck gebracht / und mit der Erden ihrem übereinkommet / desgleichen / dass es sich um den selbigen Circulweiss bewege / von einem polo zu dem andern durch gleichlaufende Dämpflöchlein oder poros, welche versehen seyn mit kleinen Fässerlein oder Härlein gleichwie die Erd zu haben wir vermeldet / nach Anweisung beygesetzter Abbildung“. (A.A., Magnetologia,  S. 20)

A. A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. [29] #


M.: Der Autor argumentiert mit Analogien: Was für die Erde gilt, das gilt auch für den Magneten. Bei Gilbert galt noch: Was am Magneten gezeigt werden kann, das gilt auch für die Erde.
R.: Über unsere inneren Zustände können wir nur präzise schreiben, wenn wir Vergleiche und Metaphern bilden, die auf gut verstandenen Phänomenen beruhen, so Jean Paul.
J.: Deshalb diskutieren wir Instrumente, auch wenn Du nur auf Texte verweist, wir sollten über Intuitionen sprechen, inwieweit sie durch Instrumente gelenkt und beschreibbar werden.
H.: Ich denke, dass wir heute unbewusste magnetische Experimentatoren sind. Jeder Anschlag auf die Taste eines Computers oder jeder Button der an einer digitalen Kamera betätigt wird, aktiviert Bewegungen in elektromagnetisch strukturierten Speichern, ebenso wenn wir Kreditkarten oder Badges benutzen. Wenn die Karten nicht funktionieren, dann sind sie meistens unbemerkt von einem Magnetfeld gestört worden.
R.: Ich bin eine Funktion, eine kleine Funktion, eine Funktion der Schrift …
M.: Betonen möchte ich, dass unser Autor Descartes’s Wirbeltheorie vereinfacht hat. Er nimmt zur Erklärung der magnetischen Richtkraft nur noch eine Richtung der magentischen  Strömung an. Das zeigt das obenstehende Bild im Bild. Auch wenn wir heute selten im Bild sind, welche elektromagnetische Felder wir aktivieren, können wir magnetische Forscher werden, Bildforscher, die untersuchen, welche Spannung zwischen Diagramm und Schaubild besteht, zwischen Theorie und ihrer bildlichen Organisation.

Gruss

Empowering magnets: „Es befinden sich zuweilen so gute Magnethen /

Sunday, November 20th, 2011

dass an denselbigen [durch Armierung siehe Erläuterung zu Fig. 25.] das auffheben von 50. bis 100. kann vermehrt werden. Diese Weiss die Eysene Platten an die Polos des Magneths zu fügen (welches wir bewaffnen nennen) vermehret so gewaltig dessen Stärcke / dass er hierauf viele Schlüssel / welche sich einer unter den andern anhenckt / kann erheben / desgleichen viel Spielwürtell / so man auff der Taffel lassen herumb trehen / und viele von einander gelegte Eysene Ring / die sich zusammen gehenkct / die Gestalt einer Kette machen [A. A., Magnetologia,  S. 17] …

A. A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. 26, 27, 28 #


[Fig. 26 sic!:] Wann ihr einen Spielwürtell dessen Spindell von Eysen / auff einer Fläche herumbtrehet und einen bewaffneten Magneth vorhaltet so wurd der Würthell ahn der Bewaffnung sich anhencken / und 3. Oder 4. Mahl länger sich herumb drehen / als er hätte gethan auff der Fläche / dieweilen dessen Gewicht ihn nicht mehr drücket. Haltet diesem umlaufenden Würthell einen anderen so etwas kleiner vor / so wird er sich an den anderen hencken / und von dem ersten  mit herumb getrehet werden ; Man kan auch ihnen eine widrige Bewegung machen / welche aber nicht lang ahnhaltet / die weilen die Stärckere die Schwächere auffhebet. Ein etwas kräftiger Magnet kann unterschiedliche Würthell ahn aneinander hangend aufheben / allein die Schwere der Würthell muss nach der Stärcke des Magneths genommen werden / dann wann solche zu schwehr / hencken sie sich mit ahn und fallen also bald herunter / wo sie aber zu leicht / hangen sie sich zu fast ahn und verliehren ihre Bewegung.

[Fig. 27.:]  Desgleichen kann ein bewaffneter Magneth unterschiedliche kleine Schlüssel ahn einander hangend auffheben / anfangent mit dem grössten und folgends allgemach kleineren.

[Fig. 28.:] Haltet einem bewaffneten Magnethen unterschiedliche eyerne Ring vor / und sie werden sich in Gestalt einer Keth / ahn einander ahnhencken / gleichwohl ist zu beobachten / das ein jeder Ring auss einem Stuck seyn müsse und nicht gelöthet / dieweilen hirdurch die Circulweise Bewegung des Magnethnischen Wesens verhindert würde und wenig Ring sich ahn einander hencken / derohalben umb diese Ring gut zu machen / bohre man ein langes rundes Eysen und schneide hernach die Ring davon oder schlage sie auss einer Eysernen Blatten. Den Ring / so den ersten ahm Magneth anruhret / verwahret besonder in einer Bixen / und nehmet in acht das die andere mit dem Magneth nicht bekräfftiget seyen / umb diese Untersuchung wohl zu machen … Die Ursach dieser treyen Erfahrnüssen ist leichtlich zu erklären auss unserem hierzuvor beschriebenen Lehrgründen / achten derohalben unnötig solche allhier zu widerholen. Ein bewaffneter Magneth behaltet seine Stärcke viel besser als ein Unbewaffneter / doch muss zu Zeiten die Bewaffnung in und ausswendig gesäubert werden damit kein Rost darzu komme welcher den Magneth verderbet. Es ist auch guth dass man der Bewaffnung die Helffte des Gewichts / so sie tragen kann / auffzuheben gebe / dieweilen als dann dass Magnethische Wesen viel leichter durch die ahngehenckte Eysen seine Circulweise Bewegung hat.“  (A. A., Magnetologia,  S. 37.)

A.A., Traitté de l’aiman : divisé en deux parties, la première contient les expériences & la seconde les raisons que l’on en peut rendre / par Mr. D (Amsterdam: Henry Wetstein, 1687) ETH Zürich, Alte Drucke , Rar 5054, Fig. 26, 27, 28

H.: Noch einmal zu „‘Frawenhaar‘ … und Aloê-Faden“ , soweit ich M. folgen kann, lässt sich die Geschichte der magnetischen Forschung optimistisch deuten, als eine Entwicklung der Sensibilisierung und implizt auch als Beitrag zur Humanität. Diesen Optimismus teile ich nicht. Wer sorgfältig experimentiert oder mit technischen Mitteln wie Film, Video und Computer arbeitet, der wird noch lange kein guter Mensch, wie zum Beispiel die Besessenheit der Offiziere im KZ Mauthausen zeigte, die penibel und äusserst sorgfältig Tötungen bei der Flucht fotografierten. Ihnen teilte der Apparat, die Dunkelkammer nichts Menschliches mit, ausser eine Bestätigung ihres Machtanspruch.
M.: Immerhin genossen die Häftlinge, die in der Dunkelkammer arbeiten, einen besonderen Status. Der erlaubte ihnen, Widerstand zu organisieren und Belastungsmaterial gegen ihre Peiniger zu sammeln, so lese ich jedenfalls die Schilderung in Felix Philipp Ingolds Roman „Alias“ (Berlin: Matthes & Seitz, 2011).
R.: Die Nutzung magnetischer Felder zur Datenaufzeichnung wurde in Deutschland während der dreissiger Jahre verfeinert. Die Entwicklung der Videotechnik in den USA der vierziger Jahre nutzt im Nazi-Deutschland erbeutete Magnettechnik.

Empowering magnets: „Nach deme erkennet worden /

Saturday, November 19th, 2011

dass der Magneth sein Würkcung dem Eysen mittheile / wolte man sehen die Würckung wann beyde zusammen gethan wurden / welches / als es geschahe / erfuhre man / dass der Magneth / an dessen Seiten dess Poli das Eysen angehenckt ware / viel schwäreer auffgehoben / als er gethan ohne Eysen dessetwegen hat man 2. Eysene Platten an die Polos dess Magneths sehr genau befestiget / worauss dieser Magneth / welcher zuvor kaum zum Exempel 2. oder 3. Untzen können auffheben / hernacher also bekräfftiget 3. oder 4. Pfund aufgehoben [A. A., Magnetologia, 1. Theil, Cap. XVI, S. 17] … Die weil dass aus diesem Polo ausdämpffente Magnethische Wesen / die Poros der Platten bequäm findet in Menge hinein zu tringen / und ohne Hindernüss dadurch sich zu bewegen / wodurch dan dass Magnetische Wesen in grösserer Menge sich vereiniget / auch folglich kräfftiger wird … Die Bewaffnung muss eher geschehen von Eysen als Stahl / weilen des Eysens Pori mehr offen und also das Magnethische Wesen viel freyer und stärcker durchtringen kann.“ (A. A., Magnetologia, S. 35f.)

A. A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. 25 #

A.A., Traitté de l’aiman : divisé en deux parties, la première contient les expériences & la seconde les raisons que l’on en peut rendre / par Mr. D (Amsterdam: Henry Wetstein, 1687) ETH Zürich, Alte Drucke , Rar 5054, Fig. 25

M.:„‘Frawenhaar‘ … und Aloê-Faden“ gehören zur Gerätschaft magnetischer Erfahrungen, „Eisenpfeilspäne“, diese Mittel sind fein, sie erfordern einen behutsamen geschickten Umgang. Ich denke dabei an den Filmschnitt oder besser an die Versuche mit Rasierklingen und Klebstoff Magnettonbänder oder Videobänder zu schneiden.

Inclination: „Gemächlich kann man noch beobachten /

Friday, November 18th, 2011

wie viel die mit dem Magneth bestrichene Nadell sich der Erden zuneige durch folgendes hierbei lehrendes Werckzeug. Nehmet 2. Dünne messinge Blatten auffs höchste eines halben Fingers breith und ohngefähr 4. Finger lang / füget diese zusammen in Gestalt eines Weberschiffleins / machet die Löcher A.B. und C. D. an beyde Ende und beyde Seiten des Schiffleins / Also dass das Loch C. und das Loch D. in gleicher Weithe seynd von A. und B. haltet eine Stahlerne schwange [sic!] Nadell in vollkommenem gleichem Gewicht durch einen silbernen oder Messingen Trath / lasset die beyde kleine Halter durch die Löcher C. und D. gehen / hencket dieses Schiflein mit einem Frawenhaar oder mit einem Faden so auss einem Aloê  Blatt gezogen / bey dem Ende A. auff in eine Glässerne oder Cristallene Glocken E. /  damit die Nadell vor dem Wind und Luft verwahret seye. Man bedienet sich eines Frawenhaars / oder Fadens von Aloê, weil solche gleich andern Faden oder Seyden nicht vertrehet seyn / welche ihn auffwinden die Nadell umbtrehen. Diese Glässerne Glocken stellet man auff eine Kupfferne oder hölzerne Bix / so gleich einer Kugel ausgehöhlet / und auff der einen Seiten ein Viertel eines Circuls in 90. Theil abgetheilet seye / gleich wie bezeichnet wird in der Figur F.G. [?] Bestreichet euer Nadell mit dem Magneth / und sie wird auff dieser Abtheilung bezeichnen / wie viel solche abwerts neige.“ ( A. A., Magnetologia,  S. 16)

A. A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. 24 #

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Thursday, November 17th, 2011

Judith Albert

Inclination: „Nachdem diese Erfahrung

Thursday, November 17th, 2011

bekannt ware / hat man verlangt zu wissen / wie viel Grad diese mit dem Magneth bestrichene Nadell sich nach der Erden zuneigete. Weilen aber die jenige / so gemeiniglich für die Meercompass gemacht werden / auff einer allzuhohen Angel sich herumb trehen / hat man müssen eine andere machen / welche durch die Mitte eines Axis auff zweyen Bälcklein befestiget worden gleich einem Wagen Balcken. Die Nadell / ehe sie einen Magnethen berühret / schiene auff beyden Seiten gleiche Schwäre zu haben / und in gleichem Gewicht zu haben / und in gleichem Gewicht zu seyn; Welche aber mit dem Magnethen bestrichen / und auff die Mittaglinie gehalten wird / deren Seiten so nach Norden zusihet/ wird sich biegen / und die Nadell dem Horizont zu niedergebogen bleiben ohngefähr 70. Grad in den Ländern / so 49. Oder 50. Grad seynd in der Elevation [A. A., Magnetologia, S. 15f.) …

Man hat erkent / dass es kein wesentliches Gewicht an dem End der Nadell seye / wodurch sie sich nach der Erden bieget / sondern dass das Magnethische Wesen / so da beständiglich durch die Dämpfflöchlein der Nadell tringet / dieselbige also richte / und in dieser Linien erhalte bey seiner Circulweisen Bewegung“. (A. A., Magnetologia,  S. 35)

A. A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. 23 #

A.A., Traitté de l’aiman : divisé en deux parties, la première contient les expériences & la seconde les raisons que l’on en peut rendre / par Mr. D (Amsterdam: Henry Wetstein, 1687) ETH Zürich, Alte Drucke , Rar 5054, Fig. 23

R.: Neigung, eine Nadel gerät aus dem Gleichgewicht … ein Mensch gerät aus dem Gleichgewicht, weil in ihm Leidenschaften und Begierden toben, doch die Vorstellung von einem weisen, guten, gerechten Gott, der die Welt bestmöglich eingerichtet hat, die richtet den Menschen wieder auf. Gott hat die Welt so eingerichtet, dass die Seelen sich zum Guten neigen können, so Leibniz’ Theodicée.

Inclination: „Als man eine Compassnadell gemacht /

Wednesday, November 16th, 2011

und solche auff seinem Angel in gleichem Gewicht gestelt / wann man über den Magnethen kombt von einem Polo zu dem andern / solche zu zurichten / erfahret man / dass ebenselbige Nadell / welche zuvor in gleichem Gericht ware ehe solche den Magneth berühret / ihr gleiches Gewicht verlohren / das Ende / welches seine Richtung nach Norden zu hat / schwärer als das andere zu seyn scheine / und niederwerts der Erde zuhange; Deren alten Authoren Meinungen zuwieder / welche geglaubet biss anhero / dass solche sich auffhebete nach dess Himmels Polo.
Dieser scheinbahrn Schwäre zu helffen / welche das gleiche Gewicht verändert / müssen die Steuerleuth der Seiten / welche leichter scheinet / etwas Wachs anhencken / biss dass solche Nadell in ihr vollkommenes Gewicht wieder komme.
Eben dieselbige Steuerleuth nach der Linie zufahrend haben beobachtet / dass wie näher sie zu solcher kommen / desto mehr das Wachs müssen vermindern / also dass wie sie unter die Linie kommen / kein Wachs mehr nöthig gewesen an die Nadel zu machen / in deme solche in gleiches Gewicht kommen / als sie aber die Linie überfahren / stracks nach dem andern Polo zu / müsse das Wachs an entgegen gesetzte Seiten geklebet werden / um die Gleichheit zu erlangen … [A. A., Magnetologia,  S. 15] … Man hat erkent / dass es kein wesentliches Gewicht an dem End der Nadell seye / wodurch sie sich nach der Erden bieget / sondern dass das Magnethische Wesen / so da beständiglich durch die Dämpfflöchlein der Nadell tringet / dieselbige also richte / und in dieser Linien erhalte bey seiner Circulweisen Bewegung“. (A. A., Magnetologia,  S. 35)

A. A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. 22 #

Changing polarity: „Haltet auch eine eingefädembte Nadell /

Tuesday, November 15th, 2011

dessen Fadens Ende ihr in der Hand behaltet / damit die Nadell frey bleibe / einem von den Polis des Magneths vor / ihr werdet sehen / so bald sie wird in gewisser Weite zu dem Magneth kommen seyn / dass sie sich vereinige; aber alsdann ziehet euere Nadell zurück von diesem Polo des Magneths / haltet dieselbe dem entgegen gesetzten Polo vor / und so bald die Nadell in selbiger Weite oder ungefähr in ebenselbigen Polum des Magneths wird kommen seyn / wird sie scheinen / als entwiche sie / oder wurde zurück getriben. Gleichwohl so bald ihr mit geringer Gewalt werdet mach / dass sie den Polum berührret / welchen sie meidete / wird solche die Beschaffenheit verändern / und also zu reden / mit dem Polo Freundin werden / sich anhencken und folgendes den andern meiden / zu welchem sie zuvor sich verfügete. Wann man auffs newe den ersten Polum lasset berühren / wird sie ihre erste Neigung erholen / sich anhencken / und den andern Polum meiden / welche Veränderung so offt zu sehen ist / so offt man verlangt diese Erfahrung zu machen.“ [A. A., Magnetologia, S. 14] … dann zu beobachten ist / dass niemahlen eine Nadell anfange mit Meidung des Magneths / sondern alsobald ohn Unterschied dem ersten vorgehaltenen Polo anhänge / wodurch dessen Theil bequäm werden / dass das Magnethische Wesen hinein und hindurch Circulweiss tringen könne / und sie des Magneths Eygenschafft erhalte / und folglich auch dessen Würckungen / nemblich sich dem Polo anzuhencken / oder denselben zu meyden …“(A. A., Magnetologia, S. 33f.)

A. A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. 21 #

M.: Nadel, Faden, Eisenspäne, Platten aus Eisen, Kupfer oder Glas, Holzbottiche gefüllt mit Wasser, schwimmende Gefässe. Das Arsenal der Gerätschaften zur Untersuchung magnetischer Kräfte wächst an. Es sind Gerätschaften, die gut zu erwerben sind. Jedermann oder jede Frau, die möchte, kann sich diese Geräte verschaffen und mit ihnen experimentieren.
J.: Wer möchte? Wer es sich leisten kann, wer die Zeit dazu hat, und wer einen Magnetstein besitzt.
D.: Du hast Kirchers Maschinen vergessen. Er bindet Magnetsteine in Maschinen, in Zusammenhänge ein, die durch Zahnrätder miteinander verbunden sind, mir scheinen seine Geräte Zeit und Musse voraussetzen, um kaum wahrnehmbare, flüchtige Berührungen und Bewegungen zu organisieren.
M.: Filigran, da sind wir wieder beim Faden, wir müssen nun also zwischen Nadeln mit Nadelöhr und Nadeln mit Spitze und Schwanz unterscheiden; beide Typen von Nadeln tragen zu magnetischen Erfahrungen bei.

Repulsion or attraction: „Wann ihr aber eben demselbigen Polo des Magneths /

Monday, November 14th, 2011

welcher sich frey umbwenden kann / den entgegen gesetzten Polum des Magneths / welchen ihr in der Hand habt / vorhaltet/ alsdann wird der Magneth / welcher frey ist / sich herumb trehen / und seinen entgegengesetzten Polum darstellen; welche Erfahrung zum öffters widerholet / auch allezeit gleichmässig befunden worden [ A.A., Magnetologia, S. 14] …

Hergegen [Fortsetzung der Erklärung zu Fig. 19.] wann beyde Poli, daraus das Magnethische Wesen Dämpffet sich einander näheren / und beyde Wesen so auss den Polis dringen / sich einander antreffen / so würde eines das andere so weith zu ruck stossen / als weith der Bewegungs becirck ist / das ist: so weith als da nothwendig / dass beyde ihre freye Circulation machen können: also werden sie so viel stärcker zu rucke zu stossen scheinen / wie viel kräfftiger beyde Magnethen seyn; diese erklärung dienet die Ursachen zu geben / warumb eine Nadell sich mit des Magneths einem polo vereinige / dann die Nadell indem sie einen polum des Magneths berühret / erhaltet die Eygenschafft durch Einrichtung des Magnetischen Wesens …“. (A.A., Magnetologia, S. 33)

A. A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. 20 #

Attraction: „Wann ihr einen Magneth in der Hand haltet / und einen von dessen Polis einem andern Magnethen /

Monday, November 14th, 2011

welcher in einem Schifflein schwimmet / oder gleich einer Kugel rund gemacht / und auf einem platten Glass liget / das er sich frey und leicht umbwenden kann / vorhaltet / alsdann werden sich diese beyde Magneth mit ihren gegen einander gesetzten Polis vereinigen [A. A., Magnetologia, S. 14] … Wann Ihre einem freyen und leicht beweglichen Magnethen vorhaltet mit der Hand den Polum eines andern / auf welchen das Magnetische Wesen tringet / so ist gewiss / dass dieses Wesen / welches auf seinem Weeg und in dem becirck seiner bewegung den anderen Magneth antrifft / an denselben stossen werde / und so lang threhen / biss es den entgegengesetzten Polum erhalte und hineintringen könne / wodurch diese beyde Magnethen sich an einander hencken.“ (A. A., Magnetologia, S. 33)

A. A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. 19 #

M. Francesco Moiso* hat den anonymen Autor als Joachim Dalencé identifiziert. Dalencés Magnetologia ist nach Moiso ein eigenständiger Beitrag zur Erforschung des Magnetismus, denn Dalencé vereinfacht Descartes’ Theorie der Partikelströme. Descartes nimmt zwei Strömungsrichtugen an, um die Nord-Südrichtung magnetischer Nadeln zu erklären. Dalencé nur eine. An einem Pol dringen die „Theiler“ ein, am anderen treten sie aus.
D.: Das ist eine klare Zusammenfassung der bisherigen Texte, die kaum lesbar sind. Warum diese Texte neben diesen Bildern?
R.: Vermutlich schreibt M. gerne ab. Wenn ich etwas abschreibe, dann nehme ich den Text anders zur Kenntnis, als wenn ich ihn lese. Ich vermute, dass dies auch der Unterschied ist, den Künstler spüren, wenn sie Objekt zeichnen oder wenn sie es fotografieren.
J.: Anders, aber nicht besser oder schlechter … Der Computer, mit dem Du schreibst oder auch die Feder, mit der Du Zeichen in das Papier ritzt, fügt Deine Bewegungen in einen maschinellen Ablauf ein, den Du nicht mehr wahrnimmst. Wer fotografiert oder Videos aufnimmt, dann am Computer bearbeitet, die oder der nimmt wahr welche Maschinen seine Zeichenproduktion lenken.
M.: Mich beschäftigt hier, dass eine Vereinfachung der Theorie zu einer genaueren Beobachtungen der „sphaera activitatis“ oder der Eisenpfeilspäne führt. Die Bilder zeichnen eine Präzisierung  nach, die im Wechselspiel zwischen Theorie und Experiment, zwischen Schreibhandlung, Herstellung von Beobachtungsbedingungen und Beobachtung möglich. Das ist ein Beitrag zur Geschichte der Sensibilisierung.

* Francesco Moiso, „Theorien des Magnetismus“. In: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph: Werke ; Ergänzungsband zu Band 5 bis 9 (Wissenschaftshistorischer Bericht zu Schellings naturphilosophischen Schriften 1797-1800) (Stuttgart : Frommann-Holzboog ; 1994. XV(Historisch-kritische Ausgabe))