Attracting Out

Deviation* is due to Earth’s Elevation. Gilbert explains this thesis with his “terrella” (a spheric magnet). He adds mass to the terrella and observes that a needle is “attracted out of the true direction”. [ZB Magnet 2] William Gilbert, De Magnete (London: Petrus Short, 1600), Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, XVI.28, p. 157.

M.: wir müssen den instrumentellen Zugriff, die Zurichtung der Natur gemäss künstlicher Modelle begreifen, wenn wir Fukishma begreifen wollen, um daraus Konsequenzen zu ziehen.

H.: Anstatt,  – wie zum Beispiel in  Berlin – Sonnenreflektoren auf den Dächern zu installieren und sofort Alternativen zu Strom durch Atomkraft durchzusetzen, meinst du also, wir sollen die antiken Atomisten lesen, wenn wir uns mit der Atomkatastrophe von Fukishima sinnvoll auseinandersetzen wollen.

D.: Oder wir sehen uns Werke von Paul Klee an, zum Beispiel seinen Häuserbaum von 1918.

J.: Ich halte  Klees Häuserbaum für aussagekräftiger bezüglich der Krise der modernen Naturwissenschaft als die Aufnahmen der Reaktorgebäude von Fukishima bezüglich der Krise der heutigen Stromversorgung.

R.: Dir ist klar, dass Deine Analogie Krücken voraussetzt, oder zumindest die Fähigkeit in Viererverhältnissen zu denken: Klee – Moderne Wissenschaft; Pressefoto/Amateurfoto – Krise der heutigen Stromversorgung.

M.: Uns bleiben nur Analogien. Damit setzt das Denken ein. Lukrez (97-55 v. Chr.) schliesst von Körpern auf den Geist, von den Partikeln, die ein Sonnenstrahl in einem dunklem Zimmer erzeugt, auf die Bewegungen von Atomen.

R.: Wieder so eine krumme Analogie, die alles zusammenwirft.

H.: Du meinst wirklich, dass wir jetzt über Lukrez Lehrgedicht „De rerum natura“ sprechen sollten, jetzt, da wir auf Kernschmelzen in einem Reaktor reagieren müssen.

R.: Willst du den Reaktor nachbauen? Die Katastrophe nachstellen, in einem Simulationsmodell? Oder wie Gilbert an einer Kugel herumbasteln.
J.: Und dazu noch Künstler um Mithilfe bitten?

M.: Wir müssen über Probekörper nachdenken. Gilbert verdeutlicht, wie die physikalisch modellierte Welt entsteht, die heute an Glaubwürdigkeit einbüsst. Wir müssen zwei Schritte zurückgehen, damit wir besser in die Zukunft springen können. Die Zukunft verlangt von uns eine neue Einbildungskraft. Sie wird gelenkt sein von Messdaten und Geigerzählern, die uns beim Einkauf begleiten werden und sie wird von uns eine neue Ökonomie verlangen. Um dafür Freiraum zu gewinnen, sehe ich mich in der Geschichte um. Und deshalb sage ich ein klares Ja, ein Ja zur Kunst.

J.: Na, gesehen haben wir schon, dass in der frühen Neuzeit eine instrumentelle Lenkung des Blicks stattfand.
R.: Und dass unsere Sicht auf die Welt die Fokussierungen, Sichtschlitze, Gitternetze textähnlich organisiert worden ist.
H.: Das hat in Japan und China so nicht stattgefunden. Du redest, als ob wir Jullien nicht diskutiert hätten.
R.: Das schenke ich Dir einen Augenblick und verweise auf den Bruch zwischen Gegenwart und Tradition, der mit dem Modernisierungsschub und/oder der Kolonialisierung eingesetzt hat.

H.: Kolonialisierung?

M.: Lassen wir das. Wichtig ist mir, dass wir Wege finden, das Billiardkugeluniversum zu verlassen. In ihm sind unsere Vorstellungen immer noch vorhanden. Vor der Rationalisierungswelle, am Beginn der neuzeitlichen Wissenschaften waren Vorstellungen von Strömungen, Wirbeln, Polwechseln, Umkehrungen, Abweichungen sehr präsent.

R.: Und Lieder über das Nichts, „ich wird ein gedicht machen aus klarem nichts… (Guilhelm von Poitiers, übersetzt von Thomas Kling, im Schreibheft 76 (2011), S. 14.

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