A magnetized pointer in a round piece of cork dips and deviates in a water bowl

[ZB Magnet 2] William Gilbert, De Magnete (London: Petrus Short, 1600), Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, p. 203.

D.: Ich sag jetzt mal etwas.
J.: Sag etwas!
H.: Fukushima ist ausser Kontrolle.
R.: Ja, die Kernschmelze ist schon unmittelbar nach dem Tsunami eingetreten.
J.: Man hat uns nichts gesagt.
H.: Fukushima ist ausser Kontrolle.
M.: Ich glaube nach wie vor an die Vernunft. Wenn die relevanten Daten rechtzeitig der Weltgemeinschaft mitgeteilt worden wären, dann hätte sich ein Supergehirn bilden lassen. Es hätte auf einem Flugzeugträger vor Japan stationiert werden können und hätte dort dann Chancen, die Katastrophe zu begrenzen, durchdacht und durchgerechnet.
J.: Das Nein zur Atomenergie bündelt in Europa derzeit Energien und setzt Erfindungen frei, Entwicklerinnen und Entwickler strömen sie aus, setzen sich selbst in Bewegung, um ihre Gedanken über Strom, Energiewirtschaft, atomare Gerechtigkeit zu besprechen. So werden neue alternative Techniken möglich. Es ist eine Bewegung der Bündelung, des Ausströmens und Vernetzens.
R.: Der Doge von Venedig bekräftigte einmal im Jahr seine Heirat mit dem Meer. Ich finde Japan sollte sich nun entschuldigen.
J.: Beim Meer?
D.: Das Meer, Gaia sollte sich bei den Japanern entschuldigen.
J.: Das wolltest du sagen?
D.: Nein, ich wollte sagen, dass die Kunst nun sehr gefordert ist. Ich habe gestern Bruno Latour zugehört. Er analysierte das Problem des Klimawandels unter dem Aspekt der Darstellbarkeit und der Partizipation. 24 Stunden über 365 Tage, Jahr für Jahr wirken Menschen derzeit auf die Erde ein, verändern ihr System und damit das Klima. Diese Einwirkungen zu steuern, ohne die Zeit dafür zu haben, das ist die politische Herausforderung, die der Klimawandel stellt. Eine maximala Skala von Akteuren sind in minimaler Zeit auf ein gemeinsames Ziel auszurichten. Dafür fehlen die Mittel, die Bilder, um diesen Prozess zu gestalten. Lovelock hat das Bild der Gaia gebildet, des Erdwesens, des Globus, es ist ein Etwas, das bald sieben Achtel aller Menschen abschütteln wird. Latour fragt, welches Bild dem entgegengesetzt werden kann. Er sucht ein Bild, das statt Vernichtung in einem Namen wie Gaia zu konzentrieren, etwas anderes darstellt, nämlich Veränderung und Chancen, sich an der Bewältigung der globalen Katastrophe zu beteiligen. Latour tastete sich gestern zunächst an dem Fresko der guten und der schlechten Regierung in Siena entlang. Er fragte, wie eine solche Darstellung heute auszuführen wäre; dann führte er verschiedene Bilder vor von Atlas, dem antiken Helden, der die Erdkugel trägt und Christopherus, der auf seinen Schultern das Christuskind trägt, das selbst die Last der Welt geschultert hat. In der Neuzeit hat sich das Bild geändert. Mercator, der Kartograph zeigt eine Erdkugel, die zu Füssen der Menschen liegt. Die Neuzeit blickt souverän auf die Erde. Jetzt in der Zeit der Globalisierung ist diese Erdkugel, die so klar vorgestellt werden kann, deren Wege so klar berechnet sind, nun ist die Erde abhanden gekommen.
M.: Womit wir wieder bei Gilbert sind, dem Mann mit der Probeerde.
H: Fukushima ist ausser Kontrolle.
D.: H. übernimmt jetzt die Rolle des angenehm rythmisierenden Confronciers.
H.: Fukushima ist ausser Kontrolle.
H.: Fukushimas ist ausser Kontrolle.
H.: Fukushima ist ausser Kontrolle.
H.: Fukushima ist ausser Kontrolle.
D.: Fukushim ist aussere Kontrolla.
R.: Die Literaturgeschichte, die Kunstgeschichte, selbst die Wissenschaftsgeschichte ist ein Reservoir an Ideen, die wir aktivieren können, um das Leben für alle erträglicher werden zu lassen.
D.: Künstlerinnen und Künstler sind sehr dankbar, wenn sie Aufträge erhalten …
J.: Wenn die Kunst in den Dienst genommen wird, dann versiegt die letzte Ressource der Imagination.
H.: Fukushima ist ausser Kontrolle.
M. In Anlehnung an Richardson Fabrik der Wettervorhersage lässt sich denken, dass alle kreativen Köpfe …
D.: Köpfe? Hände, Füsse, Haut, Ohren, Augen… Die Aufwertung des Kopfes, der Hirnarbeit ist mir suspekt.
R.: M. möchte die Kunst auf einem Flugzeugträger stationieren, der zu den Krisengebieten der Welt manövriert werden kann, um dort kreative Lösungen vor Ort zu entwickeln.
M.: Dazu benötigen wir keine Flugzeugträger. Die Biennalen sind bereits gut stationiert.

This illustration depicts Richardson’s “forecast factory.” Image courtesy of L. Bengtsson. Source

J.: H. schlägt jetzt vor, dass in Fukushima eine Biennale stattfinden sollte. Habt Ihr übrigens die Fotos von Meinard Schade gesehen. Er hat für seine Foto-Reportage zu den Langzeitfolgen der Atombombentests in Kasachstan den Swiss Photo Award erhalten.

01.08.2010 Semipalatinsk, Kasachstan Berik Sysdikow (geb. 11.1.1979) hält seinen Neffen auf dem Schoss. Beriks Mutter lebte mit ihrem Mann als Hirtin nahe am Atomtestgelände. Zwei Mal hatte sie einen Atompilz gesehen, wenige Tage hintereinander. Fast 500 Atombomben zündeten die Sowjets zwischen 1949 und 1989 in der Region von Semipalatinsk – zu Testzwecken. Source

Google: Atlas Titan

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