SNF August III
Instrumente wie der Kompass, die Nadel, vielleicht auch schon Stöcke, Messer, Spaten, Löffel, Gabeln, (vielleicht auch Linien, die wir ziehen)* können als Erweiterungen der Hände und Organe des Menschen gedacht werden; ich schlage vor, sie als Speicher von Erinnerungen und Gebräuchen zu betrachten; also als Bücher, vielleicht auch als Grabplatten.
Dann sind sie vielleicht auch Mittel der „Entleerung“ und nicht der „Erweiterung“ (oder des „Anwachsens“) menschlicher Könnerschaft. Sie werden durch die vorgeschlagene Betrachtung (Grabplattenmodus**) Mittel der Entleerung, weil sie an sich betrachtet werden, weil sie aus dem gewöhnlichen Alltag entrissenen werden und auf einmal quer, disparat zu ihm stehen, weil sie beim Betrachten nicht mehr einem Zweck dienen (abzuschneiden, zum Mund zu führen, die Richtung an zugeben), sondern die Aufmerksamkeit auf frühere Verwendungen und heute nicht mehr Gebräuchliches, Übliches verweisen.
Kleist beschäftigt mich. In seinen Überlegungen wird ein Riss deutlich zwischen Fühlen, Denken und Handeln. Deshalb sind für ihn die menschlichen Sinne als Werkzeuge interessant, aber auch Marionetten.
* Linien sind Erinnerungshilfen, hier ist eine Grenze markiert, erinnere dich daran. So gedacht sind Linien Schriftformen, die das Gehirn entlasten oder dessen Erinnerungsfähigkeit “erweitern”.
** Grabplatten, mit ihnen lassen sich Behausungen einrichten, Wohnruinen, Wohnungen, denen das Ruinöse bereits eingeschrieben ist, die uns vielleicht zu denken geben, das wir stets gegenwärtig sein sollten, die Bequemlichkeit unserer Haushaltsführung aufzugeben. In Ruinen leben, aus Ruinen etwas machen, das Nicht-Ruinöse wird so ruinös, das Ruinöse wird weniger ruinös.