Zwischenglied

„Der Stock in der Hand eines Menschen, der einen Stein stösst, ist bei Aristoteles der `Prototyp` eines Zwischengliedes bei der Weitergabe von Bewegung und charakterisiert die instrumentelle Rolle eines Mediums, das zugleich Bewegung erfährt und verleiht“.

(256a 6ff; vgl 434 b 31 (de anima) und auch 702a 36, b 61)“ Radl, Albert: Der Magnetstein in der Antike – Quellen und Zusammenhänge. Stuttgart: Franz Steiner, 1988, S.1.[1]



[1] Aristoteles: Über die Bewegung der Lebewesen [Übersetzt und erläutert von Jutta Kollesch]. In: Werke in deutscher Übersetzung Bd. 17 [Zoologische Schriften], hrsg. von Hellmut Flashar, (Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1985), 702a 36: „Da sich aber auch ein lebloser Gegenstand zu der Hand so verhalten kann – zum Beispiel wenn jemand einen Stock in seiner Hand bewegte – , ist es klar, dass die Seele wohl in keinem von den beiden äussersten Enden ihren Sitz haben dürfte, weder in dem äussersten Ende des Teils, der bewegt wird, noch in dem anderen Anfang. Denn auch das Stück Holz hat in seinem Verhältnis zur Hand sowohl einen Anfang als auch ein Ende. Wenn sich also das bewegende Prinzip, das von der Seele ausgeht, nicht auch in dem Stock befindet, (befindet es sich) auch nicht in der Hand; denn ebenso verhält sich auch die Spitze der Hand zum Handgelenk und dieser Teil zum Ellenbogen. Die Teile, die angewachsen sind, unterscheiden sich nämlich in keiner Weise von denen, die nicht (angewachsen sind), denn der Stock wird gleichsam zu einem abtrennbaren (Körper)teil. Das bewegende Prinzip darf seinen Sitz also nicht in einem Ausgangspunkt haben, der das Ende eines anderen Teils ist, auch nicht, wenn es sich dabei um etwas anderes handelt, das sich weiter aussen befindet als jener, zum Beispiel der Bewegungsursprung von dem äussersten Ende des Stockes in der Hand, (der) von dem der Hand aber im Handgelenk.“

Aristoteles: Physikvorlesung [Übersetzt von Hans Wagner]. In: Werke in deutscher Übersetzung, hrsg. von Ernst Grumach (Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1967) 256a 4: „… entweder ist diese Prozessquelle nicht mit dem identisch, was den Prozess am Gegenstand auslöst, sondern dasjenige, was seinerseits auf dieses den Prozess auslösende Glied einwirken muss (damit dieses den Prozess eben auslösen könne), oder aber sie ist mit dem den Prozess auslösenden Glied selbst identisch; und so schliesst die Prozessquelle entweder unmittelbar an das Endglied der Reihe (der Prozessgegenstände) an oder aber es liegen Mittelglieder dazwischen, wie etwa in folgender Reihe: den Stein bewegt der Stock, der wird von der Hand bewegt, die ihrerseits vom Menschen bewegt wird, während schliesslich der Mensch selbst bewegt, ohne noch von einem weiteren Gegenstande bewegt zu werden“.

a.a.O.: 35f.: „Zu jeder Prozessquelle gehört ein Prozessgegenstand und ein Glied, welches die Wirkung der Prozessquelle auf den Prozessgegenstand vermittelt. Denn die Prozessquelle wirkt entweder unmittelbar oder durch ein von ihr unterschiedenes Vermittlungsglied: so kann ein Mensch unvermittelt oder auch mittels eines Stockes etwas bewegen; und wenn der Wind etwas zu Boden warf, kann er es selbst getan haben, aber auch ein Stein, der von ihm einen Stoss erhalten hatte.“

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