Diaphan

Ein Diaphanbild, das nicht das Licht durchlässt, sondern die Dunkelheit, denkt Cavalcanti, um psychologisch über die Liebe zu sprechen. Von einer Dunkelheit, die ähnlich wie das Licht ein transparentes Bild erleuchtet, mit Schatten operiert, gewinnt die Liebe Form. Diese Dunkelheit stammt vom Kriegsgott Mars. Sie ist machtvoll. Ihre Macht besteht darin, dass sie Seele (alma ) und Herz (core) Gesetz und Sehnsucht verleiht. Dabei funktioniert diese Macht entsprechend der seinerzeit modernen Psychologie. Sie geht davon aus, dass Wahrnehmungen von Seele und Herz verarbeitet werden und dann zwischengelagert werden im sogenannten intellectus possibilis. Von diesem Zwischenspeicher können Verbindungen zum allgemeinen Intellekt, d.h. zur Weltseele, aufgebaut werden. Dieser Prozess der Verarbeitung von Wahrnehmungen wird von Cavalcanti als gewalttätig beschrieben, zugleich ist er dem Licht diametral entgegengesetzt. Dunkel und kriegerisch ist die Kraft, die diesen Prozess antreibt. Das Ergebnis ist ambivalent, denn er führt zu einer fühlbaren Vollkommenheit, die nicht verständig (non razionale) ist. Es ist eine tödliche Vollkommenheit.

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