List
Maschine, mechane, bedeutete war im Altgriechischen auch ein Wort für List. List setzt einen Zwiespalt voraus, nämlich zwischen dem, was man offensichtlich tut, und dem, was man im Geheimen damit bezwecken möchte. Die Fähigkeit zum Zwiespalt haben die Menschen erst lernen müssen. Sie haben sie sich aneignen müssen, weil sie auf die Völkerwanderungen und Plünderungen reagieren mussten, die auf die Katastrophe der Explosion von Thera folgten. Das Vokalalphabet hat entschieden zur Entfaltung dieses Zwiespalts beigetragen. Bevor die Menschen listenreich geworden sind, waren sie nach Julian Jaynes Maschinen. Die Verwendung von Zahlbegriffen im Unterschied zum blossen Zahlgefühl ist in diesem Sinne auch eine List. Die Menschen entwickelten abstrakte Regeln (die ich im Vorgriff auf die Turingmaschine als Maschinenformen begreife) in einer Zeit, in der sie wie Maschinen agierten, weil sie noch nicht über Selbstbewusstsein verfügten.
Diese Form der rückblickenden Gleichsetzung von Menschen und Maschinen ist problematisch. Ich halte sie dennoch für produktiv, allerdings, um der Gegenwart gerecht zu werden, die uns auf Titelblättern Menschen und Tiere zeigen, die jeden Moment Opfer von Gewalt und Mord werden können. Gerecht werden bedeutet hier zunächst, dass ein Mass gesucht wird, um den eigenen Zwiespalt zwischen Wahrnehmen und Versagen gegenüber dem Leid anderer, benennen zu können. Als ein solches Mass verstehe ich den Maschinengedanken. Bei diesem Zunächst darf es allerdings nicht bleiben.