Lebt das Pferd noch?

Auf dem Titelblatt der NZZ Nr. 248 ist ein Viehzüchter auf der Flucht vor den Kämpfen im Osten Tschads abgebildet. Er sitzt auf einem prächtigen braunen Pferd, das den linken Huf hebt und die Ohren spitz aufgestellt hat. Würdevoll, kräftig, aber quer zur Fluchtlinie des übrigen Viehs ist die Bewegung von Reiter und Reittier festgehalten. Durch einen Sehschlitz zwischen Atemschutz und locker gelegten Turban blickt der Viehzüchter in die Kamera. Es scheint, dass seine Augen sich senken angesichts der photographischen Berichterstattung von Stephanie Hancock/Reuters. Erwartet er aus der Richtung, aus der die Kamera ein Bild von ihm schiesst, tödliche Schüsse? Sieht er vielleicht, dass Herde, Pferd, er und seine Hirten, Frauen und Kinder dann schon nicht mehr leben werden, wenn das Bild der Berichterstatterin die Agenturen erreicht und damit eine Öffentlichkeit, die nichts mehr für ihn wird tun können, wenn sie denn überhaupt will?

Leave a Reply