Athanasius Kircher: Shadows under water (Special sun dial) – Magnetically animated figure in a boat
[ZB Magnet 3] Athanasius Kircher (1601-1680), Magnes sive De arte magnetica tripartium ( Köln: Iodocus Kalcoven, 1643), Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, Z 113, fol. 318 (upper part)
M.: Wenn ihr den Fischer nehmt…
D.: Welchen Fischer, Jesus den Menschenfischer…
M.: Den Fischer auf der Abbildung in Kirchers Magnes.
D.: Du meinst den Angler?
R.: Du meinst die Figur im Boot auf der Zeichnung mit prangenden Schriftzeichen?
J.: Die Zeichen sind Indizes, die zwischen Bild und Text eine Verbindung herstellen.
D.: Also müsste es heissen, wenn ihr den Angler auf der Abbildung betrachtet und die Zeichen auf der Zeichnung mit dem lateinischen Text …
J.: Oder den Zeichen, die wir gerade setzen?
H.: Wir leben in einer komplexen Welt, komplex bedeutet, dass wir die Kräfte, die uns bestimmen oder über die wir meinen zu verfügen, nicht spüren können. Wir leben in einer Postfukushimawelt.
D. Und diese Welt ist eine posthegemoniale.
J.: Du vermischt unterscheidliche Diskurse.
H.: Ich spreche von einer multipolaren Welt, in der sich Machtblöcke wie Indien und China wie Nord- und Südpole zueinander verhalten.
M.: Wer das denken möchte, der sollte Magnetsteine in die Hand nehmen, und versuchen, die Anziehung und Abstossung in den eigenen Fingern zu spüren.
H.: Wer das denken möchte, der sollte Magnetsteine in die Hand nehmen …
D.: Wer das denken möchte, der sollte Magnetsteine in die Hand nehmen …
J.: Wer das denken möchte, der sollte Magnetsteine in die Hand nehmen …
R.: Wer denken möchte, der muss schreiben und lesen.
M.: Deshalb sehen wir uns die Abbildung in Kirchers Magnes an. Der Angler in dem Wasserbecken wird von einem Magneten unter Wasser (I) in Position gehalten. Sein Angelhaken berührt einen Stab. Der Stab ist in der Schale fixiert. Er ist unter Wasser. Es ist der Schattenstab einer Sonnenuhr. Der Schatten unter der Wasseroberfläche teilt die Uhrzeit mit. A und B sind die Endpunkte der Mittagslinie. Die Mittagslinie verbindet Mittagspunkte. Mittagspunkt sind Endpunkte. Sie sind Endpunkte der Schattens, die Schattenstäbe werfen. Mittagspunkte sind demnach alle Endpunkte eines Schattenstabs während eines Jahres, und zwar täglich in dem Moment aufgezeichnet, in dem die Sonne am höchsten steht. Dort wo die Sonne am höchsten steht, liegt Süden.
D.: Weiss ich wo Norden ist, wenn ich weiss wo Süden ist?
J.: Zieh von Süden eine Linie.
D.: Von einem Punkt kann ich unendlich viele Linien ziehen.
M.: Du kannst auch die Mittagslinie ziehen, indem Du die Mittagspunkte eines Orts, zum Beispiel Zürich, genauer also beispielsweise eines Schattenstabs auf dem Zähringerplatz in Zürich, verbindest. Du musst dann täglich den Schattenstab beobachten. Seine Lage darf nicht verändert werden. Dann markierst Du täglich die Endpunkte auf dem Boden, schliesslich verbindest Du die Punkte zu einer Linie.
R.: Das heisst, ich lese geduldig im Buch der Natur.
J.: Geduldig folge ich der vergänglichen Schrift, die die Sonne zeichnet.
D.: Mit Hilfe eines Stabs, den ich oder andere gesetzt habe. Keine Natur ohne Kultur, ohne Geräte.
M.: Kirchers Darstellung zeigt ein Meisterwerk optischer und magnetischer Kunstfertigkeit, Geduld, Fingerspiel, astronomischen Wissens um Sonnenstrahlen, geschickter Berechnung von Strahlen beim Medienwechsel von der Luft in das Wasser und zurück und geduldigem Ertasten magnetischer Anziehung im flüssigen Medium des Wassers. Wer kann heute noch so ein Spiel der Kräfte auf kleinem Raum organisieren?
H.: Wen interessiert das?
D.: Duchamp konnte das. Jeder gute Künstler – pardon jede Künstlerin – jedes Künstlerwesen kann das. Wir sind Experten für die Organisation filigraner Wahrnehmungen weltweit (www).