Nils Röller: Jabès-Kompass – Zählen

Zählen wir, um zu vergessen, dass unser Leben determiniert ist?
Zählen wir, mathematisieren wir, um die Determination unseres Lebens zu erkennen, um zu wissen, was Religionen uns glauben machen wollen?


Geometrie und Arithmetik leiten den Verstand mit weit grösserer Sicherheit zur Wahrheit als die “übrigen Wissenszweige”. Geometrie und Arithmetik beschäftigen sich mit einfachen Gegenständen wie Dreiecken und Urteilen über Zahlen. Descartes spricht von Leitung. Ein Geländer, das Trittsicherheit bietet, wirft Schatten. Geometrie und Arithmetik hingegen nicht. Sie entwerfen Möglichkeiten des Denkens, die weit über die Vorstellungskraft des Verstandes hinausgehen. Zum Beispiel durch die Kombination von Ziffern: 123, 122333, 112222333333, …

Freiheit: Ein Feuerstein im Wüstensand, ein Feuerstein an Bord eines untergehenden Schiffes. Feuerstein, Schwelle, Buch, Wüste sind Worte von Jabès, die Handlungsweisen und Bewegungsformen in der Spannung zwischen der Macht und der Ohnmacht von Mensch und Gott aufscheinen lassen. Schiff, Wirbel, Schleuder, Uhr, Maschine sind Worte, mit denen Descartes Bilder evoziert, um zu überzeugen. Sie dienen der Gliederung, werben um Verständnis für die Folgerichtigkeit, die Maschinerie seiner Prinzipien.

Die Subversion achtet bestehende Abhängigkeiten und sieht, dass innerhalb dieser Abhängigkeiten Bewegungen möglich sind; Bewegungen, die eine Idee von Freiheit aufblitzen lassen.

Ein Mensch stirbt. Sein Körper auf der Totenbahre wird von einer Kerze beleuchtet. Ihr Flackern bewegt den Schatten des Körpers.

“Dem Unendlichen verspricht der Strich umsonst ein ersehntes Ende.” (Jabès)

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