In der Strafkolonie, vor dem Gesetz

Judith Butler schreibt: “Während des Semesters, indem ich dieses Kapitel [“Das Verbot, die Psychoanalyse und die Produktion der heterosexuellen Matrik”] schrieb, habe ich ein Seminar über Kafkas Erzählung In der Strafkolonie gehalten, die ein Folterinstrument beschreibt, das eine interessante Analogie zum gegenwärtigen Feld der Macht und besonders der maskulinen Macht bereitstellt. Bezeichnenderweise gerät die Erzählung bei ihrem Versuch, die Geschichte zu erzählen, wiederholt ins Stocken. Die Ursprünge können nicht eingeholt werden, und die Karte, die den Weg zu ihnen weisen könnte, ist mit der Zeit unlesbar geworden”. Judith Butler: Das Unbehagen der Geschlecter – Gender Studies [Routledge 1990]. Frankfurt: Suhrkamp, 1991, S. 226.

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(Stocken in Descartes Dioptrik)

Kafkas Geschichten laden zur philosophischen Inspektion von Strukturen ein, die uns bestimmen. Wie verhält sich die Philosophie zu Gedichten, z.B. zu Hoskotes oder Zukofskys, die Strukturen der Macht in klangliche Rhythmen übersetzen? Kafka verdichtet in einem Bild, was vorher nicht wahrnehmbar war, Gedichte würde ich gerne denken, als künstlerische Formen, die Strukturen als Bakterien, Bazillen, Pilze, Würmer zersetzen.

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