Von einem Flüchtling

möchte ich sprechen. Sein Bild ist um die Welt gegangen. Es zeigt ihn erschöpft am Strand von Fuerteventura, unweit von drei Urlaubern, die unbeteiligt schauen.

Die Urlauber scheinen sich eher für den Fotografen, der den farbigen Flüchtling in der hingestreckten Position – einer Robbe nicht unähnlich – aufnimmt, als für den erschöpften Menschen zu interessieren. Wie lässt sich für uns Bürger des Wohlstands ein aufrichtiges Verhältnis zu den Menschen finden, die wie der von Keystone AP Photo EFESAA weltweit in einer Abbildung verbreitete Flüchtling sich vor unseren Blicken erschöpft, von Strapazen gedemüdigt, niederlegen, vor den von Sonnenbrillen bewehrten Augen der westlichen Welt, die es sich angenehm machen am Strand der kanarischen Inseln, weil das Leben ja sonst so hart ist.

Ich frage mich, ob eine aufrichtige Rede möglich, ob vielleicht sogar der Gedanke an ein aufrichtiges Gedicht, ein Lied im besten Fall, angemessen und möglich ist. Es ist eine Frage des Bewusstseins, zu der mir, und das lenkt mich nur vielleicht ab, ein Satz von Malebranche aufgefallen ist, der die Frage des Bewusstseins mit einer mathematischen Operation zu präzisieren versucht:

“Wenn ich begreife, dass 2 + 2 = 4 ist, so erfasse ich diese Wahrheit mit völliger Klarheit, aber ich erkenne nicht klar jenes Etwas in mir, das sie begreift”.(S. Nicole Malebrance, Éclaircissements (Nr.11), in: Recherche de la vérité, Bd. II, S. 187-392: S. 276, nach ECW II, S. 465).

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