Cyberkant

Die Cyberwelt wurde inszeniert als Raum unbedingter Freiheiten, indem sich eine Vielzahl von Lebensformen spielerisch vorwegnehmen lassen. Sie hat dabei Züge der „intelligiblen Welt“ Kants adaptiert.

Problematisch an der Ideologie der Unbeschränktheit von Cyberwelt und Virtualität ist, dass sie ihre eigene Bedingtheit nicht denken kann. Das Denken der Bedingtheit ist jedoch eine Chance, Differenzen wahrzunehmen. Die Wahrnehmung der eigenen Begrenztheit bietet die Möglichkeit, das Andere, das Neue, das Unbeschränkte wahrzunehmen. Die Chance zu solchen Wahrnehmungen markiert Kants Kompass. Er vermittelt nicht. Stattdessen zeigt er an, dass menschliches Erkenntnisvermögen seine Begrenztheit anerkennt und sich dennoch strukturell offen erweist. Die Wahrnehmung von Unterschieden ist die Voraussetzung für mögliche Vermittlungen. An eine Vermittlung zwischen Metaphysik und Physik hat Kant noch bis kurz vor seinem Tod gedacht. Er hoffte, noch ein weiteres Hauptwerk schreiben zu können, dass die Übergänge zwischen der Welt der intelligiblen Welt und der empirischen Welt klärend darstellt.


Das Problem der Vermittlung zwischen Verstandeswelt und sinnlicher Welt bleibt bestehen. Der Kantsche Ansatz lädt dazu ein, zunächst Differenzen festzustellen und dann mögliche Übergänge und Vermittlungen zu denken. Das ist eine Aufgabe geblieben.

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