Wahrnehmungslehre
Helmholtz soll berichtet haben, er sei als kleiner Junge mit seiner Mutter an einem Turm vorbeigegangen, an dem Arbeiter beschäftigt waren, und habe seine Mutter gebeten, einen der kleinen Männerchen herabzulangen. Diese Anekdote veranschaulicht, dass Kinder Entfernungen erst abschätzen lernen müssen. Das Abschätzen ist eine Frage der Erziehung. Sind wir naive Kinder, die noch nicht gelernt haben, die entfernteren Folgen unseres Handelns abzuschätzen? Wie ist sonst zu erklären, dass wir sich das Klima wandelt. Wir wissen das zwar, haben aber noch nicht gelernt, darauf zu reagieren.
Wie kann eine Wahrnehmungslehre der globalen Veränderungen aussehen? Zu welcher Ethik wird sie führen? Carnap entwickelte einen logisch einsichtigen Aufbau der Welt. Enthält dieser Aufbau Optionen zum verantwortungsvollen Handeln? Es verlangt mindestens ein zwiespältiges Bewusstsein. Eines, dass die Handlungen im europäischen Alltag bewusst vollziert und zugleich dessen Verwicklung mit globalen Tendenzen bedenkt. Man muss also den Alltag und das Globale bedenken. Wie können wir das Globale denken? Wir sind von Vermittlungen abhängig, die uns Ausschnitte verschiedener lokaler Wirklichkeiten vermitteln. Diese Vermittlung gehorcht Codes und Mustern. Sie lassen sich künstlerisch, philosophisch untersuchen und in Frage stellen. Ein weiter Weg zur Entdeckung globaler Wirklichkeiten und von dort zu relevanten Handlungen ist nötig. An ihm arbeiten viele ständig, auch wir.