Steinzeit: Von bezeichnenden Steinen II: Der Vegetabile Stein

2. … „durch den Vegetabilen kann man die Natur des Menschen, der wilden Tiere, der Vögel, der Fische zusammen mit allen Arten von Bäumen, Pflanzen, Blumen etc. perfekt verstehen, genauso die Art und Weise, wie man sie dazu bringt, zu wachsen, zu blühen und Früchte zu tragen; wie man ihren Geschmack und Geruch verbessert, und wann und wo wir es uns wünschen, und all das nicht nur in einem einzigen Moment, Experimenti gratis, sondern Täglich, Monatelich, Jährlich, zu jeder Zeit; ja, in der Tiefe des Winters.“

Vom Vegetabilen Stein „wird der männliche Teil … aufgebracht zu einer solaren Qualität, und durch seine extreme Hitze wird er jede Kreatur, jede Pflanze verbrennen und zerstören. Das, was an ihm Lunar und Feminin ist, wird jene (bei sofortiger Anwendung) mit seiner Kälte mildern und in der Art und Weise betäubt und festigt die Lunare Qualität jedes Animallische etc. so lange, bis ihm direkt von jener der Sonne geholfen und es erlöst wird; auch wenn beide aus einer Natürlichen Substanz gemacht sind; sie haben doch gegenteilige Qualitäten: nichtsdestotrotz gibt es solch eine natürliche Assistenz zwischen ihnen, dass das, was die eine nicht tun kann, die andere der beiden kann, und ausführen wird.
Ihre inneren Tugenden übertreffen auch nicht ihre äußerlichen Schönheiten; denn der Solare Teil ist von solch strahlendem transparentem Glanz, dass das Menschliche Auge es kaum auszuhalten vermag; und wenn der Lunare [Teil] draußen in einer dunklen Nacht ausgesetzt wird, werden Vögel von ihm angezogen (und umrunden ihn) wie die Fliege eine Kerze, und sie begeben sich in die Gefangenschaft der Hand: Und das veranlasst mich dazu, zu glauben, dass der Stein, den der alte Eremit (er war damals 140 Jahre alt) aus der Wand seiner Zelle genommen hat, und bezeugt von Cornelius Gallus , Anno 1602, vom Wesen dieses Vegetabilen Steins gewesen ist: Denn (öffnete man seine Goldene Schachtel, in der eingeschlossen war) verteilte er seine Strahlen im ganzen Raume, und das mit so großer Herrlichkeit, dass er das Licht überstrahlte, das darin entzündet war; zudem lehnte der Eremit es ab, ihn auf Metall (als dessen unwürdig) zu projizieren, führte aber sein Experiment an mit Ehrenpreis und Weinraute durch.

Anm. d. Übers.: Mit Cornelius Gallus ist nicht der römische Dichter (70 v. Chr.–27/26 v. Chr.) gemeint, sondern der Niederländer Frederick Gallus. Ashmole (1617-1692) verweist hier auf dessen Bericht über seinen Besuch der Klause von St. Michael (im Thüringer Wald oder in Tirol?) im Jahr 1602 (oder 1603), siehe Stanton J. Linden: The Alchemy Reader: From Hermes Trismegistus to Isaac Newton. Cambridge/New York: Cambridge Univ. Press, 2003, S. 228, FN 19; weitere Literaturhinweise in: Christian Mouchel/Colette Nativel [Hg.]: République des Lettres, République des Arts. Mélanges offerts à Marc Fumaroli, de l’Académie Française. Genf: Librairie Droz, 2008, S. 107, FN 20.

Gerrit Lansing / Elias Ashmole / Übersetzung: Marina Sawall nach Gerrit Lansing, “Of Signifying Stones”, in: Heavenly Tree, Northern Earth (Berkeley: North Atlantic Books, 2009)

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