Headfarm: Atom-Tasten

I Unser Atomdenken ist gelenkt durch unser Empfinden, das vom Denken gelenkt wird.
I Denken und Empfinden werden imprägniert durch unsere Techniken, Kochen, Rudern, Lieben, Küsen, Singen, Streiten, Atmen.
I Unsere mechanischen Bewegungen bewirken mittels Tasten, Clicks und Scrollen etwas in einem digitalen, elektronischen Gerät. Aber wie? Das führt uns zu Fragen nach der Übersetzung von Kräften, in denen sich zeitliche und räumliche Annahmen so verschieben, dass unsere Vorstellungskraft strapaziert wird. Die Aktivierung einer Schnittstelle zwischen Mensch und Computer verändert zum Beispiel elektromagnetische Felder und koppelt die Mechanik der Berührung am Interface auf der einen Seite mit Wechselwirkungen im atomaren Bereich und andererseits mit entfernten Orten der Stromerzeugung auf der Makroebene. Vertraute Gesten, wissenschaftliche Modelle und technische Anlagen mit ihren jeweiligen räumlichen Skalen überlagern sich dabei. Hinzu kommt die Mitführung historischer Dimensionen durch die Bezeichnungen, die wir verwenden. Sie synchronisieren kulturgeschichtliche Epochen und versprechen eine Übertragbarkeit gegenwärtiger Praxen auf historische: Das Scrollen ruft Geschichten der Handhabung von beschriebenen Rollen wach, der Click erinnert an die Unterscheidung zwischen menschlichen und tierischen Lauten und die Tasten verweisen auf langwierige Ausdifferenzierungen der körperlichen Grenzen. Im Unterschied zu Wind- und Wasserkraft, deren Ströme mit Fahnen, Mühlen und Rädern einsichtig kanalisiert oder sogar kinderleicht mit Mund und Händen erzeugt werden können, entziehen sich elektrische und magnetische Kräfte der direkten Handhabe. Es sind Kräfte, die mit suggestiven Vorstellungen von polarisierenden, verborgenen Verbindungen beladen worden sind. Sie setzen Mittel und Konstruktionen voraus, die wir freistellen möchten.

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