SNF September II
Intuition ?
Zhang Zao (Ende des 8. Jahrhunderts): „Als er sich gerade einmal seinem Naturell folgend gehen liess und plötzlich von allerlei Gedanken übermannt wurde, bat er seine Gastgeber energisch um Seide. Als er mit halb offenen Gewändern und ausgestreckten Beinen so dasass, sein Atem immer schneller wurde und sein Geisteszustand sich zu verwirren begann, war das Schauspiel, das er seiner Umgebung bot, so erschreckend wie ‚am Himmel aufleuchtende Blitze’ oder wie ‚wie ein anhebender Wirbelsturm’. Der Pinsel ‚fliegt’, die Tusche ‚spritzt’, man könnte fast sagen, dass die Hand, die den Pinsel hält, jeden Augenblick ‚brechen wird’: durch Trennungn und Vereinigungen, in Verwirrungen und Unbestimmtheit entstehen plötzlich seltsame Konfigurationen, doch schliesslich ‚haben die Pinien ihre Rinde, die sich zu Schuppen faltet, die Felsen ragen schwindelerregnend empor, das Wasser liegt rein und klar da und die Wolken lösen sich in der Ferne auf’. Dann wirft der Maler seinen Pinsel fort und steht auf – ‚angesichts dessen hat es, von allen Seiten betrachtet, den Anschein, als würde der Himmel nach Donner und Regen wieder aufklären und asl würden wir die grundlegende Natur der Dinge sehen’“. François Jullien: Das grosse Bild hat keine Form (Paris 2003). München: Fink, 2005, S. 40f.