Stock
Denn Mangel an Bildung ist es, wenn einer nicht zu unterscheiden vermag, wofür man sich nach einem Beweise umzusehen hat und wofür nicht.
Daß es schlechterdings für alles einen Beweis gebe, ist ausgeschlossen; damit geriete man in den Fortgang ins Unendliche, und es ließe sich überhaupt nichts mehr beweisen. Wenn es aber doch Sätze gibt, für die man nicht nach einem Beweise suchen darf, so würden jene Leute schwerlich anzugeben vermögen, von welchem anderen Prinzip es in höherem Grade gelten sollte als von diesem. Indessen läßt sich doch auch von der oben genannten Ansicht die Unmöglichkeit aufzeigen auf dem Wege der Widerlegung; dazu braucht es nur, daß der, der unsern Satz bestreitet, irgend etwas sagt. Sagt er aber nichts, so wäre es lächerlich, demjenigen gegenüber, der keine Gründe hat, eben sofern er sie nicht hat, mit Gründen vorgehen zu wollen. Ein Mensch, der sich so verhält, wäre eben, sofern er sich so verhält, nichts anderes als ein Stock.
[Aristoteles: Metaphysik. DB Sonderband: 100 Werke der Philosophie, S. 2314rr. (vgl. Arist.-Metaph., S. 66)]