Canto V ?/07

Eine weisse mit schwarzen Fadendampf durchkräuselte Fläche hebt sich am rechten Seitenrand vor einem schwarzen Hintergrund ab. Der weisse Vordergrund auf dem Hintergrund der schwarzen Bildfläche kippt um: Der weisse Vordergrund wird zum Hintergrund, vor dem sich rauchartig Schwarz entfaltet. In diesen schwarzen Rauchfäden nistet sich wiederum Weiss ein, das punktuell wieder in den Vordergrund gerät. In den Vordergrund der amerikanischen politischen Berichterstattung gerät derzeit die Frage, ob ein schwarzer Mann Präsident der Vereinigten Staaten werden kann. Dabei wird die Frage gestellt, ob der schwarze Mann überhaupt schwarz ist.

Fragen nach schwarzer und weisser Hautfarbe schwelen schon seit langem, schwelten schon im Mittelalter, als der Held Gachmuret die schöne schwarze König Belakane von Zazamanc verliess. Aus dieser Geschichte quellen Gestalten wie Feirefiz, Herzeloyde und Parcival hervor. Die Debatte über die Schwärze des farbigen möglichen Präsidentschaftskandidaten, drängt die Wahrnehmung von George Bush in den Hintergrund.

Die NZZ Nr. 20 erwähnt, dass er den Status einer lahmen Ente erreicht hat. Diese Erwähnung steht im merkwürdigen Verhältnis zu anderen Nachrichten über die Politik des George Bush, die gleichfalls gemeldet werden: Tote bei Kämpfen mit Amerikanern im Irak, die Freilassung Norriegas und verdeckte Einsätze der US-Armee in Afrika. Die Worte „lahme Ente“ ziehen die Aufmerksamkeit von der ausgeübten tatsächlichen Wirkund der Politik dieses Mannes ab, die in drei Kontinenten zugleich wirksam ist.

Es wäre vielleicht besser, vom Status einer sich unbewegt stellenden Krake zu sprechen, deren Kopf sich demütig und ruhig vor den Volksvertretern verhält, während seine Tentakel Gewalt in Gebieten ausüben, die Tausende von Kilometern entfernt liegen. Statt Metaphern mögen vielleicht mathematische Formeln besser die Unterschiede zwischen der Fernwirkung und der Nahwirkung in der Politik darstellen. Formeln signalisieren, dass etwas nicht prima vista zu begreifen ist, nicht in Metaphern aus vorindustriellen, prädigitalen Verhältnissen darstellbar ist. Metaphern wie diese beruhigen das Denken mit einem Muster, anstatt es zur Tätigkeit zu motivieren.

Obwohl sie nach einem einfachen Muster angefertigt zu sein scheinen, gelingt es den Cantos von Newman, dem Denken einfach Fragen zu stellen. Kompliziert stellt Ezra Pound hingegen Fragen in seinen Cantos. Newman möchte Pound aus guten Gründen nicht die Vorherrschaft über dieses wichtige Wort „canto“ lassen. Könnte das Wort „Lied” oder die Gedanken an die Farbflächen Newmans einem Menschen helfen, der mutlos und zerstört in einem Folterkeller sitzt, in einem Folterkeller, der eingerichtet worden ist, weil das opportun zur Politik von George Bush ist?

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