Canto I ?/07

Hellweiss wird zwischen beigeweissen Flächen zu einer strahlenden Quelle, engelgleich wirkt diese Fläche auf ihre dunklere, schmutzigere Umgebung. Engel benötigen den Schmutz ihrer Umgebung. Sie strahlen weniger, wenn die Umgebung selbst engelhaft ist. Mich interessieren die Ränder zwischen dem hellen Weiss und den beigeweissen Flächen. Hier ist eine Zone der Überlagerung, in der hell mal stark scheint, mal überschattet wird.

Diese miteinander streitenden Farbtönungen bieten einen Ansatz, Ausbreitung und Verknüpfung zu denken. Lassen wir die Metaphorik von strahlend und schmutzig beiseite. Denken wir zum Beispiel an eine Zeitungsnotiz, die meldet, dass koreanische Kinder auf japanischen Strassen von Japanern mit Skalpellen verletzt werden. Diese Notiz überlagert die gewohnte Wahrnehmung vom technologisch bestimmten Staat Japan, dessen Mitgliedern man technologische Handlungsformen unterstellt, also auch einsehbares, regelgeleitetes Handeln. Dieser Begriff der Regel erhält durch die Notiz einen dunkle Färbung. Die dunkle Färbung breitet sich aus und verändert die Wahrnehmung des Landes mit strahlend roten Sonnenball auf weissem Grund.

Auch zur anderen Seite breitet sich ausgehend von dieser Mitteilung ein Gedanke aus. Er rührt an mögliche Ursachen eines solch perfide handelnden Nationalismus. Die Frage dringt vor, bleibt dann stecken in dem Gefühl, dass man mehr wissen möchte, mehr recherchieren müsste, bevor man weiter schreibt. Man hofft, eine Erklärung zu finden für solche Untaten. Doch dann schlägt diese Bewegung um, bewegt sich zurück zur Nachricht und die Frage entwickelt sich, ob und wie Liebe solche Taten vermeiden und ihre Auswirkungen verhindern helfen kann. Das ist eine Situation, in der die Wohlwollensbombe von Otto Rössler gezündet werden kann. Das gelingt vielleicht mit Hilfe anderer Malerei als der Barnett Newmans?

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