Finding the north-south line by shadows: „Die Mittaglinie durch den Schatten zu finden.

Ehe wir die unterschiedliche Manier die Mittaglinie durch Zeigen des Schattens zu ziehen / beschreiben / ist nothwendig dem Leser etliche Wahrnungen zugeben / damit die Linie / so gezogen werden soll / lang möge bleiben ohne Veränderung.
Man erwehle einen harten Stein der da der Kälte widerstehet oder einen Marmorstein dessen Fläche darauff die Linie soll gezogen werden / recht eben und nach der Bleywaag gestellet / auch fast angemacht / damit er von seiner Stelle sich nicht bewege noch erschüttere. Nach Beobachtung dieses / richtet auff diesen Stein oder Marmor einen Zeiger nach der Bleywaag auff / dessen in der Höhe stehendes Ende seye rund oder platt gleich einem Stuck Geldes; Nachdem ihr dann wisset auss den Tagbücher wann Tag und Nacht gleich / so zeignet auff selben Vormittag zu unterschiedlichen Mahlen / wo das Ende des Schattens von dem Zeiger hinfalle / desgleichen bezeignet auch Nachmittag / durch diese Zeigung des Schattens ziehet eine stracke Linie / schneidet solche durch eine andere stracke Linie mit gleichen Winckelen durch / und solche wird die Mittaglinie seyn.
Um diese Anmerkung gewisser zu haben / kann man oben durch den Zeiger ein kleines Löchlein machen / und auff dem Stein oder Marmor die 2. Püncktlein so die Sonne machet in dem Schatten bemercken; Dieser Manier kann anderst nicht geschehen als wann Tag und Nacht gleich / dieweilen auf andere Täge die zeigen des Schattens ahn statt einer stracken / krume Linien machen würden / welche Krümme sich vermehren wird wie mehr sie von dem aequi noctio kommet. Vitruvius beschreibet in dem ersten Capittel des 6. Buchs eine andere Weiss die Mittagslinie zu ziehen allein durch 2. Puncten des Schattens: auff einen Marmor sagt er  / so recht polirt und nach der Bleywaag gestellet / richtet nach der Schnur in dem Mittelpunct A. einen Kupffernen Zeiger A.B. auff / beobachtet Vormittag ein Punckt des Schattens gleichwie D. Auss dem Mittelpunckt A. und ratio D.  ziehet ein grosses Theil von einem Circul / zum Exempel C.D.E. Nachmittag beobachtet den Augenblick wann das eusserste des Schattens den Umbcirg des Circuls ahn einem Orth berühren würd / zum Exempel bey C. Und dieses bezeichnet wohl. Vom Punct D. ziehet den Bogen F.G. Von dem Punct C. desgleichen den Bogen H.I. Diese beyde Bogen werden durchgeschnitten von K. Ziehet eine gerade Linie welche durch A. gehet so der Mittelpunct des Zeigers und ein Theil des Circuls ist / und also werdet ihr die Mittaglinie haben.
Doch kann eine Unrichtigkeit bei Gebrauch vorgemelter Weiss vorgehen / wann nemblich in dem Augenblick darinn Nachmittag die Beobachtung zu nehmen / eine trübe Wolck die Sonn verberget / wodurch die Vormittag gehabte Mühwaltung vergeblich ist: Derohalben häben jetztige Mathematici dieser Unrichtigkkeit zu helffen folgende Weiss erdacht.“ (A. A., Magnetologia,S. 44f.)

A. A., Magnetologia curiosa, Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke und Rara, NP 1836, Fig. [35] #

A.A., Traitté de l’aiman : divisé en deux parties, la première contient les expériences & la seconde les raisons que l’on en peut rendre / par Mr. D (Amsterdam: Henry Wetstein, 1687) ETH Zürich, Alte Drucke , Rar 5054, Fig. 35

Leave a Reply